April – Bangen

Ich fühle mich wie in einem Karussell. Immer schneller ändert sich alles. Bei uns ist nun am 14. Mai Präsidentschaftswahl. Ich merke die Unruhe bei den Menschen, immer wieder die bange Frage, wie wird es wohl hier weitergehen? Es wird gebaut, gebaut, gebaut. So ist das Geld wenigstens noch einigermaßen sicher. Wir dagegen können keinen Lastwagen, keinen Bagger oder Betonmischer mehr sehen. Wo ist unsere Ruhe geblieben? Die Stimmung schlägt sich auch auf uns nieder. Immer wieder sage ich mir, Ruhe bewahren und abwarten. Es geht irgendwie weiter und wir machen das Beste daraus. Es ist einfach – auch nach diesen langen Jahren – immer noch viel zu schön hier, um nicht an das Gute zu glauben.

Der Frühling hat sich bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad, nachts so 12-16 Grad durchgesetzt. Ich kann mich einfach nicht satt sehen, an diesem jährlichen erwachen. Die Natur ist faszinierend und spiegelt den Kreislauf des Lebens immer wieder.


die Farben sind unglaublich


in jeder Ritze erwacht die Natur


glückliche Bienen bedanken sich täglich mit einem Konzert


und der „Haferwurz“ fasziniert wirklich jedes Jahr

Wenn sich schon so viel verändert, brauche ich das auch in meinem Zuhause. Ich wünsche mir mehr Ruhe – überall. Unseren Fliesentisch haben wir vor siebzehn Jahren hier von guten Freunden aus dem Hotel bekommen. Doch nun ist Zeit etwas Neues zu machen.


der ist nun in guten Händen bei einer Freundin

Othmar hat mir meinen Wunsch erfüllt und unseren alten Tisch mit viel Liebe wieder restauriert. Der ist auch schon seit fünfzehn Jahren an unserer Seite und könnte viele Geschichten erzählen.


schleifen, Ritzen verfüllen, lackieren – und das immer wieder


für mich nun ein Tisch mit Seele – genau so habe ich ihn mir gewünscht

Die alten Korbstühle haben da aber so gar nicht mehr dazu gepasst. Ikea hatte genau die richtigen zum neuen Tisch. Und ein guter Geist hat dafür gesorgt, dass unsere Felis zufällig in der Nähe war und von dort gleich die neuen Stühle zu uns gebracht hat – danke dafür.


nun ganz modern


ich bin total begeistert

Ein ganz normaler Abend, ich wollte nur schnell Eier bei der Bäuerin um die Ecke holen. Aber – wo ist die Straße? Ich weiß nun, wie sich Fassungslosigkeit samt offenem Mund anfühlt. Ich sehe es, doch mein Verstand kann es einfach nicht glauben. Die haben vor der Brücke über den Bach einfach eine Mauer quer über die Straße gebaut. Das ist unser Spazierweg seit vielen Jahren, wenn wir unsere gemütliche Runde für die alten Knochen drehen. Wahrscheinlich steht dort bald ein Haus. Kein Krankenwagen, kein Löschfahrzeug kann auf diesem Weg noch zu den Menschen, die da oben leben. Von der anderen Seite gibt es zwar auch eine „Straße“, die aber nur schwer zu befahren ist. Ich werden dieses Land wohl nie ganz verstehen.


blankes Entsetzen bei diesem Anblick, da hinten sieht man noch den Straßenverlauf


so müssen sich die Menschen beim Bau der Berliner Mauer gefühlt haben

Wir werden die Augen weiterhin für ein neues Zuhause offenhalten. Meist ergibt sich ja etwas, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Unser Lieserl war krank. Eine kreisrunde dicke Stelle an der Brust ohne Haare. Ganz schnell hat sich eine dicke Beule mit Eiter entwickelt. Homöopathie ist da meist mein Retter. Und wirklich – schon 48 Stunden später – hat sich die Beule geöffnet. Allerdings war dort nun ein großes Loch. Nun war viel Geduld gefordert – von Lieserl und von mir. Immer wieder hat sie geschleckt, was in diesem Fall aber eher kontroproduktiv war. Denn die Stelle hat sich wieder entzündet. Also die nächste homöopathische Behandlung. Auch diesmal hat die Wirkung schnell eingesetzt. Um sie vom schlecken abzuhalten, habe ich sie verbunden. Das ging allerdings gar nicht. Ab diesem Moment lief sie nur noch rückwärts und irgendwann hab ich sie am Straßenrand panisch speichelnd gefunden. Also nix wie weg mit dem Verband und weiter hoffen. Nun zehn Tage später ist wirklich alles am abheilen und ich bin glücklich, dass wir keinen Tierarzt mit Halskraus und OP gebraucht haben.


da war sie noch im Schockzustand

Ich stelle immer wieder fast, dass ich von meinen Katzen noch viel lernen kann. Die morgendliche Sonne wird genüsslich ausgenützt.


diese Stellung kann Möpl sehr lange durchhalten


und auch bei Suse und Lieserl heißt es „wer sich als erstes bewegt, hat verloren“


diese Gänsefamilie lebt seit langen Jahren unten an der Strasse und jeder Autofahrer hält, wenn die Familie dann gemütlich den Weg zum Wasser nimmt. Und das machen sie mit erstaunlichem Selbstbewusstsein und großem Geschrei.

Wir genießen nun erst mal die warmen Temperaturen und versuchen gelassen der Zukunft entgegenzusehen.

 

 

 

 

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