März – Licht am Ende des Tunnels?

Was für ein Gefühl, welche Freude. Unglaublich was ein wenig zugestandene Freiheit mehr in einem auslösen kann. Ich mache Luftsprünge. Ab 01. März dürfen die über 65-jährigen jetzt eine Stunde länger raus. Nun von 10 bis 14 Uhr. Die gleiche Verlängerung für die Jugend von 14 bis 17 Uhr. Auch die Schule ist wieder geöffnet. Ausgangssperre „nur noch“ am Sonntag. Es erstaunt mich immer wieder, wie klein und anpassungsfähig man geworden ist. Oh Freiheit – ich vermisse Dich. Tun und lassen können, wann immer man es will. Was für eine wunderbare Zeit durften wir erleben, ohne permanent einen Blick auf die Uhr zu werfen. Immer häufiger fühle ich mich wie ein Kettenhund mit eingeschränktem Laufradius, der mit hängender Zunge Richtung Freiheit zerrt. Allerdings war Selbstmitleid noch nie ein guter Ratgeber und so nutze ich meine Energie für Sinnvolleres.

Die Temperaturen bewegen sich immer noch so zwischen 6 bis 15 Grad. Doch jeder Sonnenstrahl hat eine enorme Kraft und wir konnten schon einige Sonnenbäder im Garten bei 20 Grad genießen.


die Rosen blühen schon


da leben wo die Zitronen vor dem Fenster wachsen

Doch es gibt immer einen Wermutstropfen. Othmar musste in die Klinik. Ein Gallenstein wurde eher zufällig bei einer Untersuchung gefunden. Dieser erklärte nun auch seine Beschwerden, die bis dahin nicht richtig einzuordnen waren. Einen OP-Termin für die Entfernung der Gallenblase samt Stein zu bekommen, ist hier noch kein Problem. Das Gesundheitssystem funktioniert super. Zweimal musste er zu den Voruntersuchungen und zu einem Coronatest. Er kann nun bestätigen, wie unangenehm dieser PCR-Test ist. Am 4. März waren wir um acht Uhr früh in der Klinik.


Gespenstische Leere im Yücelen Hospital um diese Zeit

Doch eine Stunde später wurde es lebendig. Das Zimmer wurde zugeteilt und dann hieß es warten. Erst waren die Kaiserschnitte und Notfälle dran und es wurde 14 Uhr, als sie ihn zur einstündigen OP abholten. Ich schickte meine Gedanken ins Universum und bat um Beistand. Entsetzt musste ich dann allerdings feststellen, dass ihm auch diesmal die Narkose mit den Nachwirkungen schwer zu schaffen machte. Bei mir sofortige Planänderung, keine Minute lasse ich ihn jetzt aus den Augen. Es dauerte Stunden, bis es ihm langsam besser ging. Doch als die Narkose nachließ, erholte er sich erstaunlich schnell. Am Abend durfte er schon im Zimmer spazieren und etwas Wasser trinken. Ich bekam ein Bett neben ihm und freute mich über seine Fortschritte. Am nächsten Morgen war er richtig fit und die Ärzte entließen ihn wirklich schon nach Hause. Da war Erholung dann kein Problem und mit dem Essen gab es überhaupt keine Schwierigkeiten.


Zehn Tage nach der OP konnten wir endlich wieder mal im Restaurant essen

Mitte März kam endlich Regen. Dazu viele stürmische Tage und häufiger Stromausfall. Somit wurde die Welt wieder ganz klein und ich beschränkte mich auf die Zubereitung kulinarischer Köstlichkeiten und vieler Kuchen.

Genug der Stubenhockerei. Trotz eisigem Wind sehnten wir uns nach „Meeeer“.
Ein Spaziergang am Wasser entlang. Die Stimmung aufnehmen, an teils schon verwahrlosten Restaurants ohne Leben vorbei. So traurig.


einmal durchlüften


wird es heuer wieder öffnen?


dazwischen mutige Corona-Flüchtlinge aus der Gr0ßstadt, die sich ein
„Tiny-House“ direkt an den Strand gestellt haben


es ist immer noch ein Geschenk, hier leben zu dürfen – trotz eisigem Nordwind

Am 29. März wurden dann wieder neue Bestimmungen nach der Kabinettsitzung verkündet. Ab 2. April wieder kompletter Lockdown jedes Wochenende von Freitag 21 Uhr bis Montag 5 Uhr früh. Am 13. April beginnt der Fastenmonat Ramazan. Ab diesem Tag bleiben die Cafe`s und Restaurants wieder geschlossen, nur Abhol-Service ist erlaubt. Am 13. Mai beginnt dann Bayram und nun hoffen wir wieder mal, dass alles etwas leichter wird.


Wenn die Pflänzchen die Kraft haben, sich durch die Steine zu bohren, werden wir auch die Geduld haben und weiter hoffen.

 

 

 

 

 

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