März – Zeitreise von minus 12,9° zu plus 21°

Ich war für eine Woche in Deutschland – Familie besuchen, Geburtstag feiern. Und ich war vorgewarnt, dass es in München kalt ist. Schon als ich aus dem Flugzeug stieg, umfing mich ein eisiger Wind. Unglaublich, dass ich das Jahrzehnte hier ausgehalten hatte. Ich – das Sonnenkind, das die warmen Strahlen auf der Haut wie die Luft zum Atmen braucht. Die ersten zwei Nächte verbrachte ich in München und durfte meine Kinder in die Arme schließen. Das tut einfach nur gut, da wurde mir echt warm ums Herz.

Ein Sonntagsspaziergang am See musste natürlich sein, doch ich schnappte nach Luft. Es war die kälteste Woche, die ich erwischt hatte. Eis und Schnee knirschten unter meinen Schuhen, ferne Erinnerungen drängten nach oben. Und wieder war mir klar – so klappern vor Kälte will ich nicht mehr, das war für mich einer der Gründe, weshalb wir nun in der Türkei leben.


in Kälte erstarrt……


da kann man sich nur aneinander klammern

In Augsburg wollte ich natürlich Radl fahren, da lass ich mich von gar nichts aufhalten. Doch bei minus 12,9° war es eine echte Herausforderung. Mein Körper fühlte sich einfach nur steif an, ich hatte das Gefühl, das bin nicht mehr ich. Jede Bewegung kostete unheimlich Kraft, das Atmen war mir fast unmöglich. Doch – jeden Tag machte ich eine kleine Tour und die Freude darüber, mich nicht von der Kälte besiegen zu lassen, war ein gutes Gefühl.

Zurück in der Türkei genieße ich einfach nur das üppige Grün und die herrlichen Temperaturen von bis zu 21°.


hier wird nicht Schnee geschaufelt, sondern die Wiese gemäht


so üppig sieht es gerade überall aus

Ein neuer Reisepass war fällig – schon wieder sind zehn Jahre ins Land gezogen. Also große Fahrt zum deutschen Konsulat nach Izmir. Früh noch ein Stoßgebet zum Himmel, dass unser Oldie den Weg durchsteht. Wir sind fast vier Stunden unterwegs, es sind doch über 300 km einfach. Doch die Strecke ist traumhaft, wenig Autos und nur Tempo 130 auf der Autobahn. Hier ist es noch gemütlich unterwegs zu sein.

Die Formalitäten waren schnell erledigt, dann kam der schöne Teil. Erst mal zu Koçtaş, dem großen Baumarkt hier. Mittlerweile bekommen wir fast alles, was wir brauchen. Endlich konnte ich eine neue Vorhangstange und neue Klappstühle kaufen, hier ist die Auswahl riesig.

Dann fuhren wir in den alten Teil von Izmir, nach Konak. Einfach treiben lassen,  in einer herrlichen Lokanta essen, durch die Einkaufsstraßen schlendern und unseren kleinen Bazar besuchen.


hier am Konak-Platz das Wahrzeichen – der Uhrturm


welch eine Farbenpracht


hier die alte Moschee


rein in die herrlichen Bazarecken


so beschützt, kann wirklich nichts passieren


Seifen in allen erdenklichen Farben und Düften


unser Künstlerladen


den müssen wir einfach immer besuchen


dann noch ein türkischer Kaffee…..


……um die Erschöpfung für die Rückfahrt zu vertreiben


dieser künstlerische Himmel verabschiedete uns und wir machten uns auf den Heimweg

20.03. – Wie fühlt sich Langeweile an? Was ist das eigentlich? Hier kommen wir nicht in diesen Genuss, denn es ist immer was los. Am Dienstag mussten wir früh wegen Othmar in die Klinik, er hatte Fieber und einen entsetzlichen Ausschlag am ganzen Körper. Den Wettbewerb für Masern- und Windpockenpusteln hätte er garantiert gewonnen, so knallrot wie er von Kopf bis Fuß übersät war.  In der Klinik stellte sich dann heraus, dass er auf das neue Medikament, das er gegen die Blasenentzündung genommen hatte, allergisch reagiert. Nun hatten wir wenigstens Klarheit und kennen den Feind. Die Pusteln bilden sich nun langsam zurück und wir atmen tief durch. Doch nicht lange natürlich.

24.03. – Heute früh wollte ich Kaffee kochen und war auf dem Weg zu den Katzen in den Wintergarten. Im Wohnzimmer hörte ich es tropfen und …..erstarrte. Ich stand in einer Wasserpfütze und aus unserem Kamin strömte das Wasser nur so ins Wohnzimmer rein. Jetzt musste es schnell gehen. Eimer holen, Lappen her und das Wasser auffangen. Nach einer halben Stunde sahen wir klarer.

Da in der Nacht ein schwerer Sturm mit bis zu 53 kmh und heftigem Regen durch unser Dorf jagte und sogar die Dachziegel von der Schule flogen, hat es auch unseren „türkisch fest gemauerten“ Kamin am Dach erwischt. Der wurde nämlich nur mit ein bisschen Zement verankert und das rächte sich nun.


hier läuft das Wasser rein und dann am Ofenrohr runter


es hat alles geschwommen


da kommt echt Freude auf

Als wir uns den Schaden am Dach ansahen, hat uns nichts mehr gewundert. Den Kamin kann man jetzt einfach abheben. Wir haben nun schmale Sandsäcke ringsherum gelegt und warten auf den „Fachmann“, der allerdings erst heute Abend kommen will. Bis dahin hoffen wir, dass es nicht zu stürmisch wird und nochmal eine Regenfront kommt, denn sonst haben wir ein Riesenproblem. Ich werde weiter berichten.


unser Lieserl inspiziert den Schaden

Nachdem am Nachmittag nochmal Starkregen kam, war ich kurz vor einem hysterischen Anfall. Wischen, wischen, wischen – das Wasser lief gleichmäßig wie aus dem Wasserhahn rein. Dann endlich um 19 Uhr kam der Maurer und dichtete alles ab.


was war ich froh, als der Maurer mit seinem Zement kam


gemeinsam haben die Männer den Kamin dann wieder aufgesetzt

Heute war Großputztag und Wäsche angesagt, ich konnte diese kalte Asche nicht mehr riechen. Fühlte mich wie nach 24 Stunden im Räucherofen. Gerade komme ich frisch aus der Dusche und schaue wieder positiv ins Leben.

Nach dieser Erfahrung werden wir allerdings in Kürze einen neuen Kamin einbauen lassen, der gut am Dach befestigt wird und ordentlich zieht.

 

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Alltag in Orhaniye 2018 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.