September – „Mei, is des sche bei uns“

….das ist mittlerweile mein tägliches Mantra. Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass wir jetzt hier wohnen dürfen. Ich bin glücklich, begeistert und endlich Dahoam. Mein Gesundheitszustand hat sich seit Mitte des Monats auch erheblich gebessert. Ich spüre mich wieder, die Energie kommt zurück und mein Übermut.

Am 02. September endlich die Lieferung der Schlafcouchen. So gemütlich und so breit. Das ist ganz wichtig, da Möpl und Suse sofort ihren Bereich in Beschlag genommen haben.


ich quetsche mich nun meist an den Rand

Die Kisten sind ausgepackt, die Bilder hängen alle – wir sind angekommen. Dazwischen nochmal Kontrollen bei den Ärzten, doch die sind mittlerweile alle sehr zufrieden mit mir.

Am 6. September ist ein Vortrag im Feuerwehrhaus über die Verwendung des Defibrillators – der nun bei uns in nächster Nähe für den Notfall angebracht ist – angekündigt. Natürlich gehen wir da hin. Es ist spannend, nach zwanzig Jahren Ausland wieder mal einen Vortrag zu besuchen. Vorab gab`s noch Schnitzel mit Kartoffelsalat, das alleine war es schon wert. Außerdem die ersten Kontakte zu den Nachbarn, die ebenfalls sehr interessiert anwesend waren. Wir haben viel gelernt in diesen zwei Stunden, mir hat es unterschwellige Ängste genommen und jede Frage wurde ausführlich beantwortet. Doch dann übermannte mich die Erschöpfung, so fit war ich also doch noch nicht.


jetzt gehören wir auch dazu


der Herbst kündigt sich an mit Frühnebel – ich empfinde gerade alles spannend und neu

Wir haben ein tolle große Küche, nur keinen Dunstabzug. Der ist aber nötig. Unser Vermieter hatte noch einen in seiner Werkstatt, doch der muss entsprechend eingebaut werden. Othmar hat die Holzplatten besorgt, unser Sepp hat einen wunderbaren Kasten dafür gebaut und gemeinsam haben sie den Einbau vorgenommen. Aber warum so hoch? Ja, hier gibt`s einen Kaminkehrer und bei offenem Feuer im Raum ist das Vorschrift. Ebenso die Sicherung am Fenster, denn das muss erst geöffnet werden, bevor der Abzug funktioniert. Jeden Tag lerne ich dazu.


Das ist der schönste Dunstabzug, den es gibt. Denn er ist wirklich ein Unikat und mindestens so besonders wie das ganze Haus.

Wir mussten endlich unser Auto umschreiben lassen, ebenso die türkischen Führerscheine. Das wird in Freyung beim Landratsamt gemacht. Dort war nur ein Termin für`s Auto nötig. Am 12. September waren wir zwanzig Minuten zu früh da. Der nette Securitymitarbeiter hat gemeint, wir sollen erst den Führerscheinumtausch beantragen, da das ja ohne Termin geht. Also rein ins Zimmer und schon wurde es lustig. Eine nette Dame fragte, was wir wollen. Ich fragte zurück „Sind Sie Frau Eller? Mit der hatte ich nämlich schon Emailkontakt. Darauf folgte vergnügtes Lachen von ihr und ihrer Kollegin Frau Eller, die sich dann gleich um unsere Angelegenheiten kümmerte. Augenzwinkernd meinte sie, dass wir hier schon sehr bekannt sind. In München wollte die Behörde noch eine teure Übersetzung, hier kostete es uns nur ein Lächeln. Wir bekommen problemlos unsere Führerscheine umgetauscht, mit allen Rechten die wir hatten. Das war doch schon mal ein relaxter Anfang.

Jetzt noch ins andere Zimmer wegen des Autos. Dort war die Dame etwas ungehalten, da unser Termin nicht eingehalten wurde. Doch gleich hat die Kollegin übernommen, der Securitymitarbeiter hat die Situation geklärt und es war genauso lustig und unkompliziert wie vorher. Warum lebt man freiwillig in einer Großstadt?

Welche Aufregung, unsere alten Münchner Freunde hatten sich für eine Nacht mit Wohnmobil auf einen Besuch angekündigt. Ich fand ein Rezept, das wir vor 43 Jahren gemeinsam auf der Hütt`n mit der Mutter-Kind-Gruppe gemacht hatten. Was für ein fantastischer Abend, es hat einfach alles gepasst. Kommt bitte bald wieder!

Das Wetter schlägt um, der erste Sturm pfeift um`s Haus. Am nächsten Tag wurde gesammelt, was der Wind von den Bäumen heruntergefegt hat.


Zwetschen, Birnen, Äpfel – das Kontrastprogramm zur Türkei


Einkochen ist Pflicht, Apfel- und Zwetschenkompott ist fertig, die Birnen brauchen noch einige Zeit

Wenn ich in der Küche werkel, geht`s mir wieder viel besser. Den Hefestollen habe ich häufig in der Türkei gebacken. Hier kam ich aus dem Staunen nicht raus. Der Stollen wurde riesig und die Backzeit hat sich locker verdoppelt. Othmar erklärte mir, dass das mit dem Luftdruck zusammenhängt, da wir jetzt auf 560 m Höhe und nicht mehr auf Meereshöhe leben. Bin ich froh, dass er an meiner Seite ist und so viel weiss.


in der Türkei würde ich jetzt sagen „her gün büyük macera“
jeder Tag ist ein grosses Abenteuer

Es ist nun zu kalt, um die Eingangstür für die Katzen immer offen zu lassen. Am 20. September hatten wir nochmal 31,8 Grad hier. Das nutze Othmar um die Katzenklappe endlich einzubauen. Er ist ja schon Profi und es hat problemlos geklappt.

Allerdings musste die Klappe außen hoch eingebaut werden, da unten ein Metallschutz ist. Unser Vermieter Sepp warf einen kurzen Blick darauf und hatte für den erhöhten Einstieg sofort die Lösung mit dem passenden blauen Baumstamm – tausend Dank dafür.


Möpl erkundet erst mal etwas skeptisch die neue Lage


mit Luxustreppe von innen, noch besser geht`s nicht und die Katzen haben sich sofort erinnert wie`s funktioniert

Am nächsten Tag noch die Fenster geputzt, denn bei Kälte mach ich gar nix. Am 24. September dann der Umschwung. Nachts gerade noch 6 Grad, doch im Haus schaffen wir es noch mit dem Holzofen in der Küche den Wohnraum warm zu bekommen.

Am Samstag wurde nochmal Sonne angekündigt und wir beschlossen, endlich mal einen Tag als Touristen nach Waldkirchen (gerade mal 10 km entfernt) zu fahren. Wir hatten das Glück, dass viel Kunsthandwerk angeboten wurde und es viel zu schauen gab.

Echt beeindruckt hat mich die St. Peter und Paul Kirche, die auch „Dom des Bayerischen Waldes“ bzw. „Bayerwald-Dom“ wegen ihrer Größe genannt wird.

Als wir in der Kirche standen, hielt ich den Atem an. Keine christliche Kirche hat je so eine heimelige Ausstrahlung auf mich ausgeübt. Meist wirken sie nur überladen. Doch diese Holzdecke und die Einfachheit waren wirklich überwältigend.


die Holzdecke ein echtes Meisterwerk


der Taufstein ein Kunstwerk


die Orgel in ihrer Schlichtheit ebenfalls eindrucksvoll

Wir ließen uns treiben und entdeckten an vielen Hausecken „Radabweiser“. Um die Hausecken und -wände zu schützen, wurden dort granitene Steinsäulen hingemauert, damit diese die Räder von zu eng um die Kurve fahrenden Fuhrwerken abwiesen und so die Hauswand verschont blieb.


eine echt clevere Lösung


die Tafeln erklären die einzelnen Figuren

Was wäre der Bayerische Wald ohne Blasmusik. Das ganze noch gekrönt mit Sonnenschein und einem großen Eis.


hier kann man die Seele baumeln lassen

Jetzt beginnt die Zeit des Durchatmens. Wir haben es wieder mal in kürzester Zeit – trotz gesundheitlicher Hindernisse – geschafft, unser neues Nest heimelig zu machen und sind fertig.


hier nun unsere Büroecke mit Othmar`s selbstgebautem Raumteiler


gemütlich ist noch unterrieben, sogar Möpl hat seine eigene Kuschelcouch


das Bad fühlt sich wie ein 5-Sterne-Urlaub an – rechts hinter dem Waschtisch noch eine große Dusche, auf der anderen Seite die Waschmaschine und Platz ohne Ende


jetzt hat alles seinen Platz


jeden Nachmittag geniesse ich mit der schnurrenden Suse auf dem Bauch die Hängematte


Othmar`s gemütliches Schlafzimmer


und sein selbstgebauter Schrank aus der Türkei, der unbedingt mit musste und ich mich nun täglich daran erfreuen darf

Der Monat ist vorbei, heute noch Gartenarbeit mit unserem Sepp. Dann werden wir wohl nach über zwanzig Jahren das erste Mal in den Genuss einer Öl-Zentralheizung kommen, da für die nächsten Tage eisige Temperaturen mit 0-Grad angesagt sind. Es bleibt also spannend.


Suse geht schon mal in Position und wartet auf den Start der Zentralheizung

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Alltag in Grainet veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.