Juli – Danke ans Universum

Es ist immer wieder sehr anstrengend und kraftzehrend. Von Ruhe bin ich noch weit entfernt. Kaum ist ein Problem langsam gelöst, steht das Nächste schon da. Soviel auf einmal, sovieles neu. Dafür fühlt sich das Wetter hier richtig türkisch an. Sehr heiß und sogar einmal 39 Grad. Doch im Gegensatz zu unserer alten Heimat gibt es hier Wolken, die der Wind spielerisch am Himmel ziehen lässt. Es gibt sogar Veränderung bei den Temperaturen, die auch mal wieder fallen können. Und – es tut so gut, das zu erleben und zu fühlen.

Wir hatten einen Termin beim Kreisverwaltungsamt um die türkische Fahrerlaubnis wieder in eine Deutsche umschreiben zu lassen. Am Tag vorher mussten wir noch zum Einkaufen bzw. das wollten wir eigentlich. Ich starte früh unseren Skoda, lege den Gang ein und…… er bewegt sich nicht. Weder vor noch zurück. Gefühlt also ob alle vier Räder blockiert sind. Keine Chance, egal was ich versuchte. Schon machte sich wieder das Gefühl „surreal“ in mir breit. Dazu noch 32 Grad, da ist die Laune dann schon mal im Keller. Also zurück ins Haus. Was nun? Den ADAC hatten wir auf Anraten schon wieder gekündigt. Kurz drängte sich die Sehnsucht nach der Türkei, nach der Sanaj und unserem Osman auf, da waren diese Probleme einfach keine. Doch das ist Vergangenheit. Also erst mal bei der Zusatzversicherung anrufen wg. einer Werkstatt. Die bei uns in Inning weigerte sich gleich uns zu helfen. In Fürstenfeldbruck dann eine Skoda-Werkstatt, die uns versprach baldmöglichst einen Schleppwagen zu schicken. Kaum eine Stunde später war er da und meinte nach erster Prüfung, daß sich hinten ein Bremskeil verklemmt hat. Also ab in die Werktstatt.


das war kein schönes Gefühl

Am nächsten Morgen haben wir also wieder mal per Bus und S-Bahn versucht nach München zur Behörde zu kommen. Der Bus hatte neun Minuten Verspätung, der Fahrer keine Ahnung welche Tageskarte wir wollten. Endlich an der S-Bahn mussten wir dann auch noch feststellen, daß diese 40 Minuten Verspätung hat. Willkommen in Deutschland. Doch wir lassen uns ja nicht unterkriegen, haben eine tolle Ärztin am Bahnsteig kennengelernt und verpassten fast unsere Haltestation wegen der hochinteressanten Gespräche. Punktlandung dann bei der Behörde. Allerdings stellte der nette Sachbearbeiter fest, daß wir eine Übersetzung des türkischen Führerscheins brauchen. Warum fragte ich? Es sind doch nur Zahlen drauf und eine englische Übersetzung. Sorry – neue Bestimmungen. Der ADAC verlangt für eine Übersetzung € 60,– !!! Ich sagte ihm, dass wir demnächst weiter in den Bayerischen Wald wollen und er meinte nur „macht dann alles dort bei der Gemeinde, die sind viel gemütlicher drauf als hier“.

So zogen wir von dannen und haben uns bei einem herrlichen Frühstück bei unseren Freunden in Langwied erst mal den Frust von der Seele geredet. Kurz darauf ein Anruf von der Werkstatt, dass wir das Auto wieder holen können. Sie haben nichts gefunden und gehen davon aus, daß sich durch das Abschleppen die Blockade wieder gelöst hat. Unsere Freunde fuhren uns dann wegen der Hitze direkt hin. Letztendlich hatte sich die Handbremse hinten festgeklebt (ein Skoda-Leiden) und wir mussten „nur“ die Abschleppkosten mit € 166,– bezahlen. Beim nächsten Mal sind wir schlauer, rufen gleich den ADAC an und werden direkt Mitglied.

Die nächsten Tage wieder Luft holen, versuchen zur Ruhe zu kommen. Da ist ein Spaziergang zum See genau das Richtige. Die Temperaturen sind auch runter auf 23 Grad und das ist super.


einfach auf der Bank sitzen, die Gedanken frei lassen und den Wolken zusehen


…..und im Juli gestrickte Socken anziehen

Unsere Katzen haben sich wirklich gut eingewöhnt, doch leider meint unser Möpl, er muss nachts immer die Schranktür öffnen, hinter der ein Sack mit Trockenfutter steht und dabei Krach machen. Erst hab ich die Tür zugeklebt, dann die Tür von Othmar`s Schlafbereich zugemacht. Doch die Lösung war viel einfacher…..


die Schranktür aushängen und es war Ruhe – Suse genießt ihr neues Domizil

Nach unserer virtuellen Suchaktion für ein neues Zuhause hat sich viel getan. Tolle Rückmeldungen von den Gemeinden, die Möglichkeit Anouncen in Gemeindeblätter zu schalten, diverse Telefonate auch mit möglichen Vermietern. Für mich das Gefühl, es wird irgendwie weiter gehen. Doch dass das Universum es dann so gut mit uns meint, hat mich echt umgehauen.

Eine Email, in der uns ein Haus angeboten wurde mit der Bitte um einen Anruf. Der Bürgermeister von Grainet hatte wohl unsere Suchanfrage samt Foto gesehen und seiner Sekretärin weitergeleitet. Diese wiederum kannte die Eigentümer des Hauses und gab unsere Anfrage weiter. Wir waren sprachlos und ……telefonierten natürlich umgehend. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Aber dass das Gespräch so angenehm wird, haben wir uns nicht träumen lassen. Ich denke da hat schon was gefunkt. Anschließend bekamen wir viele Fotos und sind zwei Tage später schon nach Grainet in den Bayerischen Wald gefahren. Je näher wir zum Ziel kamen, desto mehr bekam ich Luft. Weite, Natur, alles üppig grün. Am Ziel die Häuser mit großen Gärten und keine Zäune oder hohe Hecken, wie wir sie hier in Inning im Villenviertel erleben.

Wir waren einfach nur begeistert, von den Vermietern samt ihrer Herzlichkeit, vom Haus, von der Gegend. Es gab viel zu besprechen, zu fragen zu beschnuppern. Mit einem Hochgefühl sind wir dann wieder zurück nach Inning.

Nun wurde es etwas schwieriger. Wir mussten uns ja irgendwie kennenlernen, Vertrauen gewinnen. Nach zwanzig Jahren Türkei ist es schwierig nachzuweisen, daß wir auch mit wenig gut über die Runden kommen. Dass wir in der Lage sind die Miete regelmäßg zu bezahlen. Wir können die Vermieter sehr gut verstehen und nach vielen Vorverhandlungen und Nachweisen konnten wir uns wirklich annähern. Eine Zeit für mich, in der meine Nerven wieder mal blank lagen. Dazwischen Verhandlungen mit der Gemeinde wegen Wohngeldzuschuß. Wir stellten fest, daß der „sogenannte“ Sozialstaat bei uns die Daumenschrauben anzieht. Zum Leben zuwenig, zum Sterben zuviel. Doch nach tagelangem Bangen bekamen wir die Zusage auf einen Zuschuß.

Am 17. Juli sind wir dann nochmal nach „Grainet“ und haben den Mietvertrag wirklich unterschreiben können. Sogar unsere Katzen wurden erwähnt, wenn das kein gutes Omen ist 🙂 Unglaublich aber wahr, wir haben es geschafft nach nur neun Wochen endlich ein neues „Dahoam“ in Aussicht zu haben.


ein Haus mit Seele und Geschichte, in dem die Mama des Vermieters bis vor ein paar Jahren gewohnt hat – uns ging das Herz auf


Blick vom Wohnzimmer


das ist nur ein Teil des Gartens – ein Wahnsinn

Das alles musste erst mal wieder verdaut werden. Dazwischen ist immer noch viel Bürokratie zu erledigen. Und wirklich alles erst mal mit Problemen, doch am Ende auch immer eine Lösung. Mir ging es irgendwann nicht mehr so gut, Anzeichen einer Vergiftung. Doch noch nie um diese Jahreszeit, aber unser Leben ist ja auch gerade aus den Fugen. Meine Ärztin im Urlaub, doch die Tochter praktiziert mittlerweile genauso gut. Am 25. Juli endlich ein Termin mit dem Ergebnis, daß ich voll bin mit Quecksilber, Aluminium und Blei. Mir wurde wieder mal bestätigt, dass es keine Einbildung war und doch war ich ganz schön geschockt. Aber Akupunktur und Ausleitung bewirkten wie immer Wunder. Schon während der Behandlung merkte ich, wie meine Augen wieder aufgingen und neuer Lebensmut mich durchströmte. Woher diese Gifte kamen – keine Ahnung? Nun hoffe ich auf eine neue gesunde Umgebung.

Die beste Medizin ist die Aussicht auf den Umzug am 09. August. Die Kinder sind an unserer Seite und übernehmen den Umzug. Ein sehr beruhigendes Gefühl. Unsere Carola beruhigt mich ununterbrochen. Es fühlt sich wie eine Umkehr an – sie ist die Starke, ich gerade die Schwache. Ich kann dem Universum nicht genug danken, für all die Hilfe die wir gerade bekommen.

Zum Ausgleich haben wir einige Möbelhäuser gestürmt, waren geschockt vom Überangebot und sind entnervt geflüchtet. Die paar Sachen, die wir brauchen haben wir dann einfach Online bestellt.


die Couch war super bequem – aber wir hatten dann doch noch bessere Ideen


das wird mein Schreibtisch von mömax – ich liebe diesen Laden


und Othmar ist mit seinem ebenfalls ganz glücklich

Nun heißt es „nur noch 9x schlafen“, dann geht`s weiter zum nächsten Abenteuer. Dieses wird dann endlich unser neues „Dahoam“ und wir können durchatmen und zur Ruhe kommen.

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Alltag in Inning 2025 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.