Ganz langsam geht es mir besser. Die Entscheidung nach Deutschland zurückzukehren, nimmt Formen an. 65 Umzugskartons warten nun darauf gefüllt zu werden. Der Blick in die Zukunft klärt sich. Nun heißt es aussortieren, trennen von unwichtigen Dingen, Gegenständen, Platz schaffen für Neues.
Eigentlich müsste ich nur dem Leben vertrauen. Immer wieder tut sich eine neue Türe auf. Über die vielen Jahre hinweg haben wir Bücher und Music-CD`s in die Türkei eingeflogen. Die Bücherregale sind wohl schön anzusehen, doch gelesen wird mittlerweile – die alten Augen machen halt nicht mehr so mit – überwiegend mit dem eBook wegen der einstellbaren Schriftgröße. Und die über 200 gesammelten CDs aus den 70ern bis heute nimmt auch niemand mehr in die Hand. Streaming und MP3 haben sie überflüssig gemacht. 1000 Lieder auf einem USB-Stick in der Hosentasche ersetzen das ganze Regal. Also auch weg damit, aber wohin? In den Müll wäre doch zu schade.
Und schon kam der Anruf von unserer Reni aus Söğüt. Ihr Nachbar interessiert sich für unsere Oldies. Und wirklich kam Aygün, war begeistert von den Schätzen und hat alles samt Regalen mitgenommen. Die gehen jetzt ins Allgäu zur Pension seiner Familie. Die Gäste können sich freuen.
was für ein schönes Gefühl, wenn unser Sammelsurium in liebevolle Hände kommt
mit den Music-CD`s war`s genauso – Aygün war glücklich wie ein Kind bei den vielen Klassikern und das CD-Regal muss natürlich auch mit.
Das Wetter meint es gut mit uns. Die Kälte ist durch und 20 Grad sind schon fast normal. Am 11. März holte mich meine Seelenfreundin Bine ab und wir fuhren nach Izmir um meinen neuen Reisepass bei der Botschaft abzuholen. Was Männer nie verstehen werden – Frauen geht der Gesprächsstoff einfach nicht aus. Danke für diese Fahrt und die spannenden Themen, die wir immer wieder finden.
Es ist soweit – Abschied nach fast zwanzig Jahren. Diesen Schrank haben wir von einem Rentnerpaar übernommen, das damals nach Deutschland zurückging. Er ist komplett aus massivem Holz und wurde speziell angefertigt.
vier Umzüge haben wir zusammen gemacht, nun hat er ein neues Zuhause in Selimiye
„Gemütlich war gestern“ – jetzt sieht`s nach Aufbruch aus
Es ist Frühling – von einem Tag zum Anderen.
das letzte Mal dürfen wir die üppige Blütenpracht vom Pflaumenbaum erleben, den wir zehn Jahre liebevoll betreut haben.
Damit nicht alles glatt läuft, gibt`s natürlich die Stolpersteine. Ich habe aus München zwei Transporttaschen für den Flug von Möpl und Suse mitgebracht. Suse wird täglich darin gefüttert, da sollte es also keine Probleme geben. Möpl`s Tasche geht allerdings gar nicht. Ich hab ihn in jeder Position vorher gemessen, aber….. Er passt einfach nicht rein. Nun bringt mir Bine Ende April eine Neue mit, die den Flugmaßen bis auf 2 cm entsprechen. Da muss er jetzt einfach rein – gefaltet oder gepresst!
Wir gewöhnen uns an die Unordnung. Ich merke, daß jedes Teil das wir weitergeben, Luft verschafft. Wir haben natürlich nach dieser langen Zeit von allem viel zu viel. Nun ist die Chance das zu ändern und Raum zu schaffen.
Jeder Tag ist spannend. Mich selbst dabei zu beobachten ebenso. Dinge, die vor nicht allzu langer Zeit meinen Schlaf geraubt haben, fühlen sich nicht mehr so beängstigend an. Es normalisiert sich. Und zu wissen, daß es Familie und Freunde gibt, die uns von Herzen zugetan sind und auf uns warten, ist das Allerschönste.