Wir haben das Gefühl, dass die Hitze hier immer mehr zunimmt. Dass sie länger dauert. Dass sie uns langsam nach über drei Monaten in die Knie zwingt. Besuche sind fast ein Ding der Unmöglichkeit – zu heiß. Wir haben einen Spieleabend mit unserer Bine gewagt, die extra aus Selimiye zu uns kam. Schweißüberströmt haben wir uns begrüßt und festgestellt, dass die Zeit dafür noch nicht gekommen ist. Trotz allem war es ein schöner Abend, doch uns fehlt mittlerweile mehr Gesellschaft. Jeder hat das gleiche Problem, verkriecht sich, wartet ab. Raus geht man nur, wenn es sein muss. Eine Fahrt nach Marmaris wegen Erledigungen verlangt anschließend drei Tage absolute Ruhe. Doch ich wollte ja immer im Süden alt werden. Irgendwie verschiebt sich da gerade was an meiner Einstellung. Und immer wieder muss ich mein Gedankenkarussell stoppen, zu weit, zu viel. Othmar erinnerte mich die Tage an meinen Lieblingsspruch, den ich immer gerne an Freunde und Bekannte weitergebe „Wie frisst man einen Elefanten? Stückchen für Stückchen!“ Doch die Weisheit, die man anderen so leichtfertig zu vermitteln versucht, ist ganz schön schwer umzusetzen.
Die Temperaturen haben uns weiterhin mit 38 Grad im Schatten gut im Griff. Das Sonnenthermometer an die 60 Grad ist schon normal. Die Nächte schaffen es auf 29 Grad. Man ist ja dankbar für alles.
Dafür ist alles, was sich draußen so tut einfach spannend. Man schafft es bei diesem runtergefahrenen Lebensrythmus, den Blickwinkel zu verändern.
Viel Pflege, Liebe und Standortwechsel waren nötig, um dieses Wunder dann miterleben zu dürfen. Diese unglaubliche Freude, wenn klar ist, dass sich da wirklich Blüten entwickeln. Tägliche Kontrollen, viel gutes Zureden und Geduld haben sich gelohnt.
unsere „Frangipani“ nun 1,50 m hoch bedankt sich mit einer langanhaltenden Blütenpracht
Dazwischen auch Momente, die nur begeistert Staunen lassen. Ich wollte meine Hitze gemütlich im Pool runterkühlen. Ungläubig starrte ich ins Wasser. Ein kleiner Frosch – clever abwartend auf dem Wasserthermometer. Ganz vorsichtig ein paar Fotos machen. Dann die Rettungsaktion mit dem Kescher, der normal für die reingefallenen Blätter im Wasser gedacht ist. Doch der Frosch entschloß sich, sich lieber schwimmend vor uns in Sicherheit zu bringen. Othmar hat ihn dann doch erwischt und neben die Wassertränke im schattigen Garten in die Freiheit entlassen. Ein Sprung – weg war er.
doch dieses Erlebnis hat nun auch einen Platz im Herzen, das allein bei dem Gedanken ein Lächeln zaubert
Der Bogenhanf steht schon lange im Wintergarten. Anspruchslos und grün das ganze Jahr über. Umso mehr begeisterte mich auch hier die erste Blüte, die ich über einen langen Zeitraum täglich beobachten durfte.
die Natur ist und bleibt ein Wunder
Weniger schön sind allerdings die Folgen der langen Trockenheit und Hitze. Täglich drehen wir in unserem Garten die Runde und wässern. Doch viele der Zitrusbäume sind mit ihrer Kraft am Ende. Die Rinde platzt teilweise von den Stämmen und sie verenden ganz langsam.
hier nützt auch das Wässern nichts mehr – das ist leider kein Einzelfall
dafür entwickeln sich die Kapern – es ist wirklich eine Freude
Weniger erfreut hat mich dieser Tage nachts dieser Anblick. Bevor ich ins Bett gehe, drehe ich immer noch eine Runde und schaue auch nach den Katzen. Direkt vor der Haustür hat mir einer dieser Jäger ein Geschenk gemacht. Ich hatte mich schon gewundert, dass alle ganz aufgeregt vor der Tür waren. Sogar unser streitlustiges Lieserl war diesmal dabei. Fasziniert hab ich mir diese Schönheit aus sicherer Entfernung angesehen, dann natürlich Fotos gemacht – und Othmar zu Hilfe gerufen. Der hat vorsichtig die Schaufel unter die Schlange geschoben und sie unter einen großen Busch setzen wollen. Doch sie war noch quietschlebendig, schlängelte von der Schaufel blitzschnell runter und verblüffte uns mit gut 1,50 m Länge.
da sie einen dreieckigen Kopf hatte, müsste es eine giftige Viper gewesen sein. Doch es ging alles gut aus.
Bei soviel Schönheit und Spannung um uns herum, versuche ich einfach nicht weiter als von heute auf morgen zu denken.
Wir sind im Moment soweit gesund, die Temperaturen gehen langsam runter (nachts nur noch 24 Grad) und es stellt sich das Gefühl eines beginnenden Herbstes ein. Also tief Luft holen und eine Hürde nach der anderen bewältigen. Was wäre das Leben wohl ohne das stetige Auf und Ab?