Was passiert gerade?

Ich sehe eine Welt voller Angst, voller Leid. Medienberichte schüren das zusätzlich. Wo bleibt die Menschlichkeit, das Miteinander? Soviel Krieg, soviel Tod, soviel Vertreibung. Ich habe versucht positiv in das neue Jahr zu schauen, doch das ist wirklich schwer. Selbst in meiner kleinen Blase hier am Dorf. Die Inflation nimmt an Geschwindigkeit zu, sei es bei Lebensmitteln, Mieten, Steuern, Versicherungen. Die Menschen halten die Luft an, wissen nicht mehr, wie alles zu bezahlen ist. Verschulden sich von einer Kreditkarte zur Nächsten.

Hier auf den Dörfern wird täglich 24 Stunden nur noch gebaut. Ein Betonlaster jagt den anderen, wer Geld hat baut hier sein eigenes Haus. Die Menschen aus den Großstädten Istanbul, Ankara oder Izmir flüchten aufs Land, auch aus Angst vor Erdbeben und der Überfremdung durch Flüchtlinge.

Wir sind entsetzt, was auf dieser kleinen Bozburun-Halbinsel gerade passiert. Gestern sind wir durch das nächstliegende Dorf Turgut gefahren. Vieles haben wir nicht mehr erkannt, ein neues Haus samt Mauer neben dem anderen.

Wer sich kein eigenes Haus leisten kann, muss in Miete gehen. Die Preise steigen in Rekordgeschwindigkeit. Da frage ich mich natürlich, wo bleiben wir? Ja, die Existenzangst hat mich gerade fest im Griff. Es ist tägliche Schwerarbeit, positiv in die Zukunft zu schauen. Im Frühjahr treten wir erneut in Verhandlungen mit unseren Vermietern, alles ist offen. Doch wir haben gute Freunde, die sich um uns sorgen und hilfreich zur Seite stehen. Es genügt, ein offenes Ohr zu finden und die Sorgen zu teilen. Dann ist erst mal der Druck weg und die Sichtweise ändert sich wieder.

Der Januar begann mit viel Regen und hoher Luftfeuchtigkeit. Die Temperaturen immer noch zwischen 11 bis 18 Grad, ein Sonnenbad im Garten am Nachmittag im T-Shirt normal. Allerdings musste ich mit Entsetzen feststellen, das unsere neuen Bambusrollos im Wintergarten nicht für Feuchtigkeit geeignet sind. Schimmel – mein größter Feind! Nach dem ersten Schock alle Rollos runter, raus in den Garten und erst mal mit Essigwasser richtig tränken. Die Sonne hat dabei geholfen. Dann die unvermeidliche Giftkeule – einsprühen mit Schimmelspray.


bis jetzt hat sich keine neue Schimmelspore mehr auf die Rollos gewagt –
wie auch, bei meinem täglichen Blick aus Argusaugen

Seit 11. Januar ist es nun doch vorbei mit lustig. Die Temperaturen liegen nachts bei 4 Grad, tagsüber bei 11 bis 15 Grad. Dazu der kalte Poiras Wind, der uns zu schaffen macht. Das trägt nicht zu guter Laune bei. In unserem Haus haben wir früh gerade mal 13 Grad, im Schlafzimmer 10 Grad. Das zehrt an der Gesundheit und an den Nerven. Es wird wieder mal viel von uns abverlangt. Am Schlimmsten, dass unsere Pläne für eine Isolierung erst mal ad acta gelegt sind. Erst muss die ganze Mietsituation geklärt werden, dann sehen wir weiter. Also die tägliche Hautstraffung positiv sehen.


unser Katzen liegen früh wie die Orgelpfeifen vor dem Ofen, denn nachts müssen sie leider in den kalten Wintergarten. Allerdings ist es dort mit Bergen aus Kuscheldecken und Wärmflaschen gut aushaltbar. Ich brauche einfach meinen Schlaf und sie sind ja bekanntlich nachtaktiv.

Dazwischen Zahnprobleme bei den Katzen, sonst wird`s ja fast langweilig. Suse und Lieserl stinken seit Wochen aus dem Mäulchen. Also endlich mit Freundin Bine zum Tierarzt, sie hilft immer beim genauen Übersetzen. Suse hatte drei braune faulige Zähne, die er einfach so rausziehen konnte. Die Reststücke mit der Zange und ohne Narkose. Das ging erstaunlich gut, der TA vermeidet die Narkose, da diese immer eine Belastung darstellt. Drei Tage später mit Lieserl die gleiche Prozedur. Nun ist alles erstmal wieder gut. Ich  bin mir sicher, dass es ein Gendefekt ist, denn die beiden Geschwister sind gerade mal 6 Jahre alt. Ich erinnerte mich jetzt an die Mutter „Bonsai“, die das gleiche Problem hatte. Doch die konnte ich damals nicht mehr einfangen, als der Termin für die OP war. Sie ist auf und davon. Ein halbes Jahr später stand sie im Wintergarten, nur noch Haut und Knochen. Schuld waren die kaputten Zähne, die sie dann das Leben gekostet haben. Der TA hatte damals nur noch den Kopf geschüttelt. Also werde ich die Beiden verstärkt  beobachten, denn dieses Schicksal ihrer Mutter sollen sie nicht teilen müssen.

Jetzt im Januar war wieder mal der TÜV fällig. Die Gebühren haben sich natürlich auch mehr als verdreifacht. Wundert mich eigentlich noch irgendetwas? Dafür waren wir ruckzuck mit neuer Plakette für die nächsten zwei Jahre durch. Ich habe das Gefühl, seitdem ist unser 26-jähriger Twingo wirklich gewachsen. Die Kfz-Steuer für`s Jahr ist dagegen mit gerade mal € 11,- lächerlich.

Was hilft gegen Ängste und Frust?


…… bei mir immer Kuchen


und wer solch einen Vollmond am frühen Morgen auf dem Weg nach Marmaris erleben darf, der kann doch gar nicht anders, als weiterhin hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.

 

 

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