Juli – Alles auf Null

Klimawandel – die Welt bekommt ihn nun immer öfter zu spüren. Bei uns gehen die Temperaturen stetig nach oben. Täglich weniger Luft zum Atmen. Dazu die schrecklichen Bilder von den vielen Bränden – egal wo man hinsieht. Und dann meldet sich ganz leise der egoistische Gedanke „Gott sei Dank, nicht bei uns in der Nähe“. Ist das nun unsere Zukunft? Ich denke ja. Die menschliche Ignoranz schockiert mich immer mehr. Was muss noch alles passieren, um endlich etwas zu verändern? Aufzuwachen? Nichts, ganz einfach. Weiterhin den Kopf in den Sand stecken, weitermachen wie bisher. Und wieder schleicht mir in den Kopf „für was sind WIR eigentlich hier gut?“

Die Welt ist voller Lösungen für diesen Wahnsinn, den wir alle mit verursacht haben. Es gibt unglaublich viele Ideen, die teilweise auch schon sehr erfolgreich umgesetzt werden. Worauf noch warten? Ich bin begeistert, was man alles machen kann. Ich bin zutiefst deprimiert, wie gut man verdrängen kann.

Um nicht von einem Extrem ins Andere zu fallen, suche ich mir wieder meinen eigenen Weg. Meine kleine Welt, meine heile Blase.

Die ansteigende Hitze macht es mir leicht, langsam alles runterzufahren. Die Tätigkeiten, die Gedanken, die Ruhelosigkeit. Loslassen, durchatmen, nichts tun.

Da hilft die Einladung zum Grillen von unserem Herbert natürlich bestens. Raus in die Welt, zusammensein mit den Menschen, die einem am Herzen liegen.


das sind die Momente, die das Leben so lebenswert machen
Genuss beim selbst gebrauten Weißbier, da strahlen die beiden Bayern um die Wette

Und weil es Menschen gibt, die einem so gut tun, bin ich gleich zur nächsten Aktivität. Die alljährliche Bootstour mit Bilge ab Selimiye. Das Boot war wohl diesmal ziemlich voll, doch jede Bucht dafür ein Genuss. Endlich schwimmen und glücklich sein.


jetzt und hier – fühlen wie im Paradies


fasziniert hat mich der schwimmende „Carrefour“, der die Bootsleute beliefert


glücklich gemacht hat mich das Wiedersehen mit Othmar`s Kalapuna, die immer noch liebevoll gepflegt in Selimiye liegt

Nichts tun geht trotzdem nicht.  Da die Preise für Lebensmittel täglich in die Höhe schießen, muss ich was ausprobieren. Yoghurt selber herstellen! Ich lese mich durch`s Internet, lass mich von vielen Videos inspirieren. Also dann los, es geht ja  anscheinend ganz einfach.

Der erste und der zweite Versuch gingen in die Hose, die Milch war anscheinend zu heiß und hat die wichtigen Bakterien abgetötet. Othmar musste jetzt viel „Ayran“ trinken, denn dafür war es noch gut. Der dritte Versuch mit frischer Kuhmilch vom Bazar und neuem Thermometer. Ganz daneben, die Milch war sofort flockig.


das Ergebnis davon landete im Ausguss

Doch mein gesunder Ergeiz lässt ein Aufgeben natürlich nicht zu. Der vierte Versuch ist nun gelungen, ich bin motiviert. Jetzt muss ich nur noch die Stichfestigkeit hinbekommen und dann sind wir – zumindest was den Yoghurt betrifft – autark.


einfach niemals aufgeben, er schmeckt übrigens super

Ab 12. Juli begann die heftige Hitzewelle, die soviele Menschen in die Knie gezwungen hat. Die Branda von unserem Wintergarten wird immer kaputter, nun müssen praktische Ideen umgesetzt werden. Es kam keine Luft durch die hintere verschlossene Seite. Also Material besorgen und Ideen umsetzen.


aus dem Winterschlaf erwecken und öffnen


unten Gitter wegen der vielen Kampfkater anbringen, die uns immer besuchen wollen


ein neues Lebensgefühl für mich in der Hängematte und für die Katzen

Die Temperaturen nun über 41 Grad im Schatten, abends 35 Grad im Haus, die sich gerade mal auf 30 Grad abkühlen.


das Thermometer bekam einen Kollaps in der prallen Sonne


35,6 Grad im Haus lassen uns von Alaska träumen


das war gerade mal fünf Minuten in der Sonne


die Katzen werden jetzt häufig mit kleinen Portionen gefütter um die Hitze erträglich zu machen

Für den Morgenspaziergang muss man nun schnell sein, bevor die Sonne über den Berg steigt und uns auslaugt


die Absperrung hat mich wirklich fasziniert, so professionell ist das eher selten


herrlich große Walnüsse – die Bäume sind voll davon

Und endlich gibt es auch wieder Zucchinie-Blüten


einfach mit Rührei in die Pfanne, so lecker

Die schlimmsten zwei Hitzewochen sind überstanden und wir atmen durch. Die letzten Nächte gingen die Temperaturen auf 24 Grad nachts runter und für alles was unter 40 Grad ist, sind wir einfach nur dankbar.

Das Dach meiner Nachbarin wird endlich weitergebaut. Das ist Nachmittag bei 40 Grad und volle Sonne.


soll man die Arbeiter nun bewundern oder für verrückt erklären?

Meine depressive Weltanschauung hat sich wieder gebessert, es ist eben wie es ist. Und ich übe mich wieder in einem täglichen Lächeln, das so oft zur mir zurück kommt.

 

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