September – Ausgeknockt

Ganz langsam ist ein Ende der anstrengenden Hitzeperiode in Sicht. Nachts geht es schon mal auf 17 Grad runter, tagsüber bis höchstens 33 Grad. Endlich – der Herbst ist spürbar.

Am 11.09. haben wir uns entschlossen, unseren Pool dem Winterlager zu übergeben. Das Wasser hatte durch die ersten kühlen Nächte nur noch an die 26-27 Grad. Für uns definitiv zu kalt.


Möpl faszinieren unsere Veränderungen immer wieder

Mir macht seit einigen Wochen eine immer wiederkehrende Taubheit in den Armen und Beinen zu schaffen. Wer ist der neue Feind in meinem Körper? Ein Besuch im Yücelen brachte Aufklärung. Mein Vitamin D Vorrat ist auf null, Vitamin B12 ist nur gering vorhanden. Das also war die Erklärung, denn die fehlenden Vitamine verursachen diese Empfindungsstörungen in den Nerven. Nun werden meine Depots langsam wieder mit Spritzen und Tabletten aufgefüllt, die Ursache dafür ist allerdings noch im Nebel.

Doch hängen lassen geht gar nicht. Am 14.09. landete unser Stefan mit Freund und alten Nachbarn von uns zum Segeln. Lange wurde diese Tour geplant, Othmar ist der Skipper. Viele Jahre waren wir nicht mehr am Schiff, wir sind gespannt wie es uns nun im etwas betagten Alter damit geht.


erster gemeinsamer Abend – frischer Räucherfisch in unserem Garten


am nächsten Tag Großeinkauf für die Segelwoche – natürlich Männersache


Vitamine bunkern – für mich gerade sehr wichtig

Unser Haus und die Fellnasen werden für diese Woche von einer tollen australischen Freundin versorgt, die bei uns eine Woche Urlaub macht. Sonst wäre das – zumindest für mich – undenkbar. Danke dafür Zoë!

Am 17.09. war es soweit – alle an Bord


noch waren wir guter Dinge


alles wird genau gecheckt


los geht`s zum ersten Stop nach Dirsek


so haben wir uns das vorgestellt – herrlich klares Wasser

Allerdings waren wir entsetzt, welche Anzahl an Schiffen unterwegs war. Auch in Dirsek alles voll, nur mit Mühe haben wir einen Platz mit Anker und Landleine ergattert.


am nächsten Morgen Anker hoch, der war allerdings voller Schlick, den ich per Hand wieder zurück ins Meer befördert habe

Warum geht`s mir auf einmal so schlecht? Das rechte Schulterblatt hatte schon Tage zuvor schmerzhaft gestrahlt. Und von einer Minute zur anderen war mir mit blankem Entsetzen klar – ein neuer Giftschub! Drei Jahre hatte ich Ruhe und dachte es sei ausgestanden. Der Kopf wackelt wieder, die Hand zittert und ich bin todmüde. Gehe langsam wie eine Schnecke.


als ich am Abend vom Boot auf den Steg sprang, hab ich auch noch die Planke mit dem Fuß geknackt (der Fuß blieb heile)


dazu die nächsten Tage nur noch starker Wind und Wellen


da hilft nur noch ausklinken aus dem Leben


dafür hatten Vater und Sohn einen Heidenspass bei diesem Seegang unter Segeln


zwischendurch bin auch ich wieder zum Leben erwacht und es fühlte sich an,
wie in alten Zeiten


ich lass mich von keiner Krankheit niederzwingen – und halte Ausschau nach der Einfahrt in Bozburun.

Wir hatten einen super Platz direkt im Hafen und ich machte zur Feier des Tages eine große Schüssel Wurstsalat. Hausmannskost ist eben auch nicht zu verachten


den nächsten Abend genossen wir dann am Steg in Söğüt bei fantastischem Essen im Restaurant Octopus

Eigentlich wollte ich da schon von Bord, da es mir nur noch mies ging. Doch am nächsten Morgen lockte die Sonne und das Meer und ich beschloss, die letzte Tour noch mitzumachen.

Die Ausfahrt aus Söğüt war ja noch ganz in Ordnung, aber dann strapazierte Wind und Welle gegenan unsere Kräfte, bis wir die Nordspitze Karaburun rundeten. Danach wurde es schlagartig nur schön. Das Meer ruhig, die Segel sanft im Wind. Ich konnte es nicht fassen. Nach diesen rauen Stunden hatten wir wirklich noch einen herrlichen Tag, wie es sich jeder Segler nur erträumt. Die letzte Nacht verbrachten wir in Kocabahçe, die Bucht ist wirklich ein Traum.


allerdings kam am Nachmittag auch hier Starkwind auf und wir vertäuten uns am Steg so gut es ging

Das Frühstück am nächsten Morgen machten wir im mystischen Kocabahce Glamping, welches ein Deutscher ins Leben gerufen hat. Kleine Holzhäuser in einem wunderbar angelegten Gelände.


hier ist Meditation nicht nur ein Wort, man fühlt die Energie dieses Platzes


die letzte Fahrt nach Orhaniye zur Marine verbrachte ich mit den letzten Kraftreserven und hatte nur noch eine Sehnsucht „nach Hause“

Kaum im Hafen verließ ich mit Moni das Schiff und wir sind direkt zu uns nach Hause gefahren. Der Rest war Männersache.

Endlich am Haus steckte ich den Schlüssel ins Schloß, aber…..? Mein erster Gedanke, Zoë hat doch nicht den Schlüssel von innen stecken lassen? Doch, das Bauchgefühl war leider richtig. Eine schnelle Lösung musste her. Über das offene Badfenster einsteigen zu wollen war lebensgefährlich. Egal wie ich es versuchte, der Aufprall innen hätte Verletzungen nach sich gezogen. Da half nur noch ein großer Schraubenzieher, mit dem ich das schlecht schließende Küchenfenster aufhebeln konnte. Ich schaffte es mit dem Mut der Verzweiflung – welche Erleichterung endlich drinnen zu sein. Eine lange Dusche, ein ausgiebiger Weiberratsch und die Welt war wieder in Ordnung.

Für den nächsten Morgen hatten wir uns mit den Männren in der Marina verabredet, um alle Sachen vom Schiff zu holen. Unser Besuch hatte für die restlichen acht Tage bei Vera und Mutalip in Sakin Vadi noch zwei Häuser gebucht. So waren sie in nächster Nähe für weitere Besuche.

Kaum zwei Tage später lagen Othmar und ich dann allerdings mit einem miesen Infekt flach. Synchron krank sein hat was. Das Fieber stieg und fiel fast gleichzeitig. Kopfschmerzen und Husten schwächten uns zusätzlich. Vier Tage später ging es bei Othmar langsam aufwärts. Mich plagten leider zusätzlich unerträgliche Halsschmerzen. Othmar fuhr mich in die Klinik. Dort stellte sich heraus, dass der Hals knallrot ist, aber kein Corona. Dafür sind meine Entzündungswerte um`s 7-fache erhöht. Langsam fehlt mir die Geduld, doch mehr geht auch nicht. Nun schleiche ich durch die Tage, das Antibiotikum fängt an zu wirken. Doch die Erschöpfung ist für mich unerträglich. Aber es heißt ja „Alt werden ist nichts für Feiglinge“ und das sind wir wirklich nicht. So werden wir auch diese gesundheitliche Herausforderung überstehen und weiter neugierig in die Welt blicken.

Wir haben einen neuen Holzhändler aus Turgut. Der ist wohl zuverlässig, doch statt der bestellten 3 t Holz kam er mit nur 1 t an. Da war wohl ein kleiner Kommunikationsfehler. Die restlichen 2 t werden nachgeliefert.


Stefan und Thorsten hattten sich schon vorher angeboten, uns beim Einräumen und Schlichten zu unterstützen. Sie schafften diese Menge wirklich in nur einer Stunde. Das ist halt die Kraft der Jugend. Danke, ohne Euch wären wir aufgeschmissen gewesen. Für die restliche Lieferung werden wir wohl diesmal einen Helfer holen.

Wir üben uns nun wieder in Langsamkeit und hoffen auf baldige Genesung.

 

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Alltag in Orhaniye 2022 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.