Juni – NEIN, nicht schon wieder!

Der Juni beginnt mit Hitze, 33 bis 35 Grad tagsüber, nachts  in unserem Haus nicht unter 26 Grad. Also alles runterfahren. Ich liebe meine Hängematte und zwar jeden Nachmittag. Die schönste Zeit um zur Ruhe zu kommen. Leider fehlt das sanfte Lüftchen mittlerweile. Ein bisserl Luxus sollte sein, also muss ein neuer Deckenventilator her. Leider habe ich verdrängt, wie aufwendig der Zusammenbau und die Montage dafür ist.


Geduldig bastelt Othmar an der Elektrik


„Liebe ist….“ – nun der sanfte Lufthauch über meinem erhitzten Körper

05. Juni – unsere Finnie ist krank

Sie frisst nicht mehr und schreit jämmerlich, wenn ich sie streicheln will. Zwei Tage beobachte ich sie intensiv, sie akzeptiert immer noch kein Futter und kein Wasser. Am 08. Juni bin ich dann mit meiner Freundin Bine nach Marmaris zum Tierarzt. Dort der Schock – Finnie ist schwer krank. 40 Grad Fieber und total dehydriert durch eine Virusinfektion. Sofort eine erste Infusion. Dann Spritzen mit Spezialfutter und entsprechende Medikamente. Sie bleibt erst mal dort zur Behandlung. Ich leide in den nächsten Tagen. Das Fieber geht nicht runter, sie kann nicht alleine fressen. Erst nach fünf Tagen geht es langsam aufwärts. Am 13. Juni darf ich sie endlich gesund nach Hause holen. Ich wusste nicht, dass sich eine Katze so freuen kann. Am liebsten wäre sie durch das Gitter von der Box. Am Heimweg hat sie sich ununterbrochen an meine Finger gepresst, die ich durch das Gitter gestreckt habe. Ein Dankeschön an unsere Bine, die dieses Drama mit mir durchgestanden hat und nun Patentante von Finnie ist.


Glückselig schläft sie sich gesund und es ist fast so, als ob nichts gewesen wäre

Damit nur keine Ruhe einkehrt, haben wir am 14. Juni nachts immer wieder leichte Erdbeben. Ich bin unruhig, nächtige im Wohnzimmer bei den Katzen, lasse die Türen alle offen. Das tiefe Grummeln von Mutter Erde macht mir zu schaffen. Als das Geschirr im Schrank dann auch noch scheppert, ist es vorbei mit der Nachtruhe. Die nächsten Tage kommen immer wieder kleinere Nachbeben, die uns zwischendurch den Schlaf rauben.

Da es jetzt heiß bleibt, wird die jährliche Abkühlung aus dem Winterlager geholt.


mit dem Lot wird der Aufhängepunkt für das Mückennetz ermittelt


dann nur noch gemütlich dem Befüllen zusehen

„Time to go“

Es gibt Dinge, an denen hängt das Herz ganz besonders. Bei mir waren es diese Schuhe, die mich seit 2003 durch die Welt begleitet haben. Immer öfter wurden sie hier in der Türkei repariert. Doch irgendwann muss man sich trennen. Schade!

Nach einem Besuch in İçmeler fuhren wir nach langer Zeit wieder mal die Strecke über Asparan nach Hause. Auf dem Weg ist eine Trinkwasserleitung, bei der wir hin und wieder Wasser bunkern. Doch dort zu stehen und diese abgebrannte Landschaft zu sehen, ist immer noch total erschütternd. Nun sieht alles noch schlimmer aus, da die verbrannten Bäume mittlerweile abgeholzt wurden.


wie eine Mondlandschaft – nur zum Weinen

Dafür trägt nach dem langen harten Winter unser Aprikosenbäumchen das erste Mal ganz viele Früchte in …..

….XXL Größe mit fantastischem Geschmack

Als wir die Sonnenbeschattung an unserem Flachdach anbringen wollten, hat sich dort wirklich eine Wespenschar niedergelassen. Das Nest ist richtig auf dem Betonboden verankert und hält bis jetzt jedem starken Wind stand.


Unglaublich – ein Wunder der Natur

21.06. – Es brennt schon wieder!
Diesmal geht es in Bördübet gegen 20 Uhr los. Luftlinie von uns ca. 10 km. Durch den heftigen Wind wird das Feuer in Windeseile angefacht und breitet sich aus.

22.06. – Ich drehe früh meine erste Runde im Garten und wundere mich über diese weißen Flusen, die überall auf den Pflanzen und am Dach liegen? Kein Gedanke an ein erneutes Feuer. Doch schon klingelt mein Telefon und ich höre, dass in Hisarönü alles voller Rauch ist. Überall Feuerwehr und Löschhubschrauber. Schon sind die ersten dunklen Wolken samt Ascheregen hier bei uns. Und alle Emotionen sind sofort wieder da – die Angst, das Entsetzen, die Hilflosigkeit. Ich fange an zu zittern, die Tränen laufen und ich schreie „nicht schon wieder“! Das Feuer wandert weiter über Değirmenyanı, bleibt aber im hinteren Bereich und verschont erst mal das Dorf. Weiter breitet es sich Richtung nordost nach Yeşilbelde aus und dreht dann wieder zurück in Richtung Değirmenyanı. Ausnahmezustand für uns alle hier, jeder ist bereit zu flüchten. Doch diesmal werden wir verschont.

Am 25.06. endlich Entwarnung. Das Feuer ist gelöscht. Diesmal waren viel mehr Helfer, Einsatzkräfte und Löschhubschrauber verfügbar, weil es nicht die ganze Küste entlang brannte wie letztes Jahr. Vermutet wird Brandstiftung, gelegt an drei Stellen. Ein Täter ist gefasst. Ich denke, wir werden nie erfahren, was wirklich dazu geführt hat. Was die Beweggründe waren? Letztendlich ist es egal, die Natur ist wieder großflächig zerstört, die Tiere elendig verbrannt.


Bördübet – ein Grauen


das Entsetzen steht in ihren Gesichtern


ihrem Einsatz – bis zur totalen Erschöpfung – verdanken wir alles


als ob es gestern erst gewesen wäre – es tut so weh

Nicht genug kann man all den wunderbaren Tierrettern danken…


welch eine Hilfsbereitschaft


alles wird versucht, um es wieder auf die Beine zu bringen

Ich bin erschöpft wie alle hier. Wieder muss die Zeit die Wunden heilen. Es kostet Kraft positiv nach vorne zu schauen. Doch Aufgeben ist keine Option.

Wir suchen weiterhin nach einem neuen Zuhause, weit weg von allem.


dieser noch unberührte Platz lädt dazu ein, doch der Weg ist noch lang


fangen wir mit einem gemütlichen Frühstück bei Freunden an


und bestaunen diesen wunderbaren stolzen Hahn


der aus seiner Gespielin im Liebestaumel „a grupfte Henna“ gemacht hat

Ich versuche nun, wieder zur Ruhe zu kommen und die Gelassenheit in meinen Alltag zu integrieren. Ob es mir wohl gelingt?

 

 

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