Februar – Hoffnung

Der Monat ist zu Ende – endlich. Die Kälte hatte uns fest im Griff, allerdings kamen auch schon Sonnentage mit bis zu 20° vor. Da heißt es dann raus in den Garten und die Wärme auf der Haut geniessen. Doch kaum ist die Sonne hinter dem Berg verschwunden, kommt auch die eisige Kälte wieder gekrochen. Der Alltag ist anstrengend in so einem kalten Haus. Früh eine halbe Stunde vor dem Ofen sitzen und aufpassen, dass das Feuer nicht ausgeht. Dann einen neuen Korb Holz für den Tag ins Haus schleppen. Es fiel mir alles sehr schwer, da ich nach meiner überstandenen Lungenentzündung keine Energie mehr hatte. Und doch kam die Kraft dann langsam zurück. Und meine Zuversicht, dass ich bald wieder richtig auf den Beinen bin.


Mandelblüte – das ist Hoffnung auf Wärme und Sonne

Leider hatten wir Pech mit unserem neuen Anstrich auf dem Flachdach. Die Nässe suchte sich trotzdem ihren Weg ins Haus. Und der Schimmel machte sich wieder mal breit an den Zimmerdecken. Da ist viel Geduld gefordert, weil uns die Hände in der Kälte gebunden waren und wir tatenlos zusehen mussten. Doch den ersten warmen Tag nutzten wir, um mit Essigwasser und Spezialmittel die Decke davon zu befreien. Die restlichen Flächen werden wir nach und nach auch wieder in den Griff kriegen.


die Arbeit geht nur mit Atemmaske und Othmar hat da mehr Elan als ich

Unser Herbert brauchte Hilfe. In seinem Garten musste ein neues Tor eingebaut werden, damit das Wohnmobil endlich einen Standplatz hat. Zwei zusätzliche Hände waren nötig und Othmar zur Stelle.


noch lacht er ganz verschmitzt…


doch dann musste er ran


ich bestaunte derweil das Blütenmeer aus Veilchen.
Zur Belohnung gab es gefüllten Entenbraten mit Blaukraut – da hilft man doch gerne.

Die Tonerpatrone des Druckers musste neu gefüllt werden. Das geht hier noch für wenig Geld. Othmar packte die Patrone in seine Tasche und wir fuhren zu dem kleinen Laden. Doch als er sie auspackte, war alles voll flüssiger Tinte. Wir waren geschockt, doch der Inhaber sagte nur „problem yok“ und löste vorsichtig das Küchenpapier ab. Eine halbe Stunde später bekamen wir eine sauber gefüllte Patrone für umgerechnet
€ 2,50 zurück. Was für ein Service – danke dafür.


er ließ sich nicht beirren von dieser Sauerei

Da Othmar`s Tasche mit dem ausgelaufenen Tonermittel voll war, beschloss ich, sie erst mal unter der heißen Brause sauber zu machen. Am nächsten Morgen fing ich gerade in der Dusche an, die Tasche abzubrausen, da kam ein laut schreiender Othmar ins Bad. In der Sekunde, als ich das Wasser aufdrehte, fiel ihm siedend heiß ein, dass die Tasche wohl leer, aber sein Reisepass noch in einem Seitenfach steckte. Zu spät, das Wasser war schon drin. Doch ein guter Geist hat dafür gesorgt, dass nur die Ränder vom Pass nass waren. Mit viel Küchentüchern und Geduld ist er trocken und kann wirklich noch benützt werden.

Ein weiteres schönes Erlebnis hatte ich am Bazar. Ich kaufte Haselnüsse für ein neues Kuchenrezept. Schnell hatte ich die Hände voll mit Einkäufen. Da es kalt war und regnete, wollte ich nur schnell wieder ins warme Auto. Zuhause bemerkte ich, dass meine Nüsse weg waren. Eine Woche später nahm ich einen neuen Anlauf und ging zum Nusshändler. Dem erzählte ich von meinem Mißgeschick. Unglaublich, was dann passierte. Er bat mich zu warten, lief zum Haus, wo der Bürgermeister arbeitet und brachte mir kurze Zeit später meine Tüte mit Haselnüssen zurück. Jemand hat sie gefunden und abgegeben. Ich war zutiefst berührt – ich liebe die Türkei und die hilfsbereiten Menschen.


was für eine Freude bei soviel Ehrlichkeit

Wenn es kalt ist muss deftig gegessen werden. Othmar wünschte sich Semmelknödel mit Gulasch. Ich steh da mehr auf Schwammerlsuppe mit Knödel und so hab ich alles in der Küche vorbereitet. Als ich gegen Abend die Knödel kochen wollte, erlebte ich eine Überraschung.


„Liebe ist“…… mit einem Herzen belohnt zu werden

Was kann man sich mehr wünschen, als solch einen Mann an der Seite zu haben.

 

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