Oktober – Gelassenheit

Die Tage werden ruhiger, gemütlicher. Temperaturen so zwischen 19 bis 25 Grad. Ich sitze nun früh mit kalten Füssen am Laptop und nachmittag wieder ganz sommerlich gekleidet im Garten. Die Umstellung auf dicke Socken schiebe ich noch auf. Nackte Füsse sind für mich ein Wohlgenuss, den ich mir noch erhalten möchte. Es tut gut mit diesen Temperaturen, so könnte es bleiben. Doch leider fehlt immer noch der Regen und die Natur lechzt nach Wasser.

Meine Gürtelrose ist nun endgültig – nach zehn langen Wochen – Vergangenheit. Wieder wurde mir klar, jede Minute des Lebens ist kostbar. Geniessen in vollen Zügen und lachen, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Und die finde ich häufig.

Vorbereitungen für die kommende Jahreszeit werden nun getroffen. Der Sonnenschutz von den Fenstern ist im Winterlager. Nun reißen wir Fenster und Türen früh wieder  auf und lassen tagsüber die Wärme ins Haus.

Da unser Wintergarten immer wieder undicht war, ist nun die beste Zeit für Korrekturen. Überall wo Nägel durch die Dachpappe geschlagen waren, hatten wir Probleme. Othmar hat nun alle undichten Stellen mit kleinen Flecken aus Dachpappe heiß verklebt.


er stellt sich richtig professionell an


an die dreißig Stellen mussten verklebt werden

Täglich gibt es eine neue Überraschung. Wir hörten in der Frühe auf einmal eine Motorsäge. Unsere Vermieter rückten dem herrlich großen Maulbeerbaum an unserem Hauseingang zu Leibe. Die Gemeinde hat das wohl angemahnt, da Elektrokabel und Telefonleitung direkt durch die Äste hingen. Da wir häufig starke Böen im Winter haben, war die Gefahr für einen Kabelbruch wohl nun zu groß.

Ohne Sicherheitsmaßnahmen kletterte unser Vermieter auf den Baum, zog mit einer Leine die Motorsäge hoch und los ging es. Ast für Ast musste dran glauben. Nun haben wir wieder volle Sonne für den Winter und im Frühjahr wächst er – wie wir aus Erfahrung wissen – ganz schnell wieder nach.


gebannt verfolgten wir die Arbeiten und fieberten bei jedem Sägeschnitt mit


„Freihand sägen“- hier gibt es keine Sicherheitsvorkehrungen

Einige Tage später konnten wir den Sägeabfall an der Strasse nicht mehr sehen. Zwei Tage lang haben wir alles zusammenrecht und aufgesammelt. Anschließend machten wir – wie jeder türkische Nachbar hier – ein Feuer und verbrannten alles. Nun können wir es wieder anschauen – wir sind halt doch noch ein bisschen ordentlich deutsch.


jetzt sieht man auch die Mauer wieder, von der gesunden sportlichen Betätigung ganz zu schweigen

Der Herbst lädt nun mit kühleren Temperaturen zu vielen Aktivitäten ein. Spontanes Barbeque bei Freunden in Hisarönü war angesagt. Jeder bringt eine Kleinigkeit mit und dann werden die kulinarischen Genüsse ausgetauscht. In der englischsprachigen Runde hatten wir eine Menge Gaudi und Spass.


dazu noch dieser herrliche Sonnenuntergang direkt am Meer – einfach nur berauschend


wir wohnen doch wirklich im Paradies

Das Leben gibt immer wieder neue Rätsel auf. Als wir nach der Fete nach Hause fuhren, blockierte ein großer Lastwagen unsere kleine Dorfstrasse. Sack für Sack wurde in der Nacht abgeladen und wir mussten warten. Am nächsten Tag siegte die Neugier und wir wollten wissen, was da drin ist?


Zentnerweise Haselnussschalen – doch der Zweck ist uns immer noch ein Rätsel? Vielleicht doch Heizmaterial, aber wo wird das gelagert? Auf der Straße?

Zwei Pferde von unserer Freundin in Hisarönü haben nach langer Suche endlich ein neues Zuhause gefunden.  Rechtzeitig zum Abtransport waren wir zur Stelle. Die Pferde trauten dem Transporter nicht und es war Schwerstarbeit, bis sie endlich mit Äpfeln und vielen liebevollen Lockrufen drinnen waren.


die neuen Besitzer versuchen sie zu beruhigen


es waren einige Anläufe nötig, doch am Ende hat alles gut geklappt. Mittlerweile sind sie in ihrem neuen Zuhause und fühlen sich rundum wohl.

Olivenernte wohin man schaut –


auch in unserem Garten hängen sie wie Pflaumen

„Wasser – ein Segen, aber auch ein Fluch“. Wir haben den ganzen Sommer über hier im Dorf einen enormen Wasserdruck. In der Küche beim Abspülen bekomme ich immer eine zusätzliche Dusche, da der Auslauf am Wasserhahn fast nicht zu regulieren ist. Dazwischen leckt wieder mal ein Wasserrohr. Doch vor einigen Tagen war es genug. Ich ließ eine Maschine mit Wäsche laufen. Kurze Zeit später stand das Bad unter Wasser. Also erst mal aufwischen und dann den Fehler suchen. Irgendwann war klar, das Wasser läuft aus der Waschmaschinentür unten raus. Wahrscheinlich war der Dichtgummi nach über zehn Jahren porös. Der Service kam einige Tage später und stellte fest, nicht die Tür leckt sondern der Wasserdruck beim Zulauf vom Dorf ist so hoch, dass das Wasser aus der Waschpulverschale runterläuft. Also keine Sache für den Service, dafür aber für den Dorfklempner. Dieser baute ein Reduzierventil ein und seitdem haben wir einen konstanten Wasserdruck, egal wie es vom Dorf geschaltet wird.


er wusste was zu tun war, alles ist bisher dicht

 

 

 

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