August – Zeit zum Nachdenken

Die Hitze macht mir zu schaffen, raubt meine Energie. Hinzu kommt seit zwei Wochen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, die mir den Atem nimmt. Eigentlich bin ich ein Sonnenkind, doch heuer machen mir die Dauertemperaturen um die 35° im Haus echt zu schaffen. Fühle mich wie „Conny im eigenen Saft“. Träume wieder mal von einem guten Dach und Isolation. Doch selbst die Träume werden mir schwer gemacht.

Die aktuelle politische Lage nagt doch mehr an mir als ich dachte. Jetzt ist Deutschland stärker im Visier und das trifft mich ganz tief. Für solche Ränkespiele bin ich einfach zu sensibel. Da kommt dann nachts die Angst vor Vertreibung aus diesem herrlichen Land, nur weil wir sind, wer wir sind. Und wohin dann? Doch – es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Da ich viel an mir gearbeitet habe, komm ich auch wieder raus aus diesem Tief. Und das ist gut so, denn der türkische Alltag will ja schließlich bewältigt werden.

Vor zwei Wochen waren wir wieder zum Check für Othmar in Muğla in der Klinik. Alles ist soweit gut verheilt, die Werte passen auch. Nun darf er körperlich wieder –  yavaş yavaş – zurück ins normale Leben. Ich fragte den Arzt, ob er denn auch schon Holz schlichten kann, denn das muss jetzt bestellt werden für den kommenden Winter. Er hat nur gegrinst und leicht genickt, doch ich soll meinen Mann bitte nicht überbelasten.

Auf dem Heimweg wurde schon mal geübt. Wie die Eichhörnchen sammelten wir drei Säcke Tannenzapfen für die kommende frostige Zeit.


es fühlt sich schon bescheuert an, bei bald 40° an den Winter zu denken

Wie immer im Leben, kommt vieles anders als gedacht. Wir bekamen einen Anruf von Freunden, bei denen ein Holzhändler aus Izmir gerade günstigst gutes Holz verkaufte. Ob  wir was wollen? Natürlich, bei diesem super Preis – 3 Tonnen Brennholz waren geplant. Wie verabredet kam die Lieferung am nächsten Tag vor die Haustür. Drei starke Männer mit einem Laster voll Holz. Vorab wurde über den Preis und die Menge verhandelt. Allerdings wurden aus den geplanten 3 dann 8 Tonnen. Der Laster musste leer werden, da er für einen Umzug am nächsten Tag gebraucht wurde. Ob wir soviel brauchen oder genügend Bargeld haben, spielt da keine Rolle. Die Jungs haben geackert wie die Pferde und das gesamte Brennholz auch noch ordentlich gestapelt. Ich hab derweil im Geiste bei jeder neuen Tonne unser Bargeld abgezählt. Es hat alles geklappt und nun hoffen wir, dass es dieses Holz wert war und wir auch für den übernächsten Winter noch genügend Vorrat haben.


unglaublich, wieviel Energie die hatten


wir waren echt froh, diesmal dieser Schufterei entgangen zu sein

Im Garten sind die Kaktusfrüchte reif. Täglich kommen sie wie Fallobst runter. Doch leider mag ich sie gar nicht. Ich hab die Früchte immer wieder probiert, doch kann ich daran keinen Genuss finden – echt schade.

Der Geist ist willig – doch……! Bonsaj und ihre zwei Jungen sind nun bei uns im Garten, ich füttere sie auch täglich. Erst bin ich immer zur Nachbarin mit dem Futter, doch anschließend waren sie gleich wieder bei uns oben. Ich versuche wohl, sie nicht so nah an mich ranzulassen, doch in der Praxis ist das gar nicht leicht. So habe ich jetzt den „Katzen-Besuchsbereich“ eingerichtet und versuche täglich, die Grenze zwischen „wir hier“ und „ihr dort“ aufzuzeigen. Im Oktober soll dann der Nachwuchs kastriert werden, denn sonst läuft mir mein Mann davon.


sie haben solch einen Spaß zusammen, da kann ich einfach nicht anders

 

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