Dezember – Endlich Regen, doch leider auch klirrende Kälte

Es ist eine ruhige Zeit, ich entwickle mich zum Stubenhocker und genieße es in vollen Zügen. Allerdings warten wir seit Wochen verzweifelt auf Regen. Ich kann mich nicht erinnern, um diese Jahreszeit noch so häufig den Garten gegossen zu haben. Die Welt ändert sich gerade gravierend – die Natur anscheinend auch. Gestern Abend ging es dann zur Sache. Erst Blitz und Donner, dass das Haus wackelte. Auf den erwarteten Stromausfall habe ich mich gleich mit Kerzen vorbereitet. Dieser dauerte diesmal allerdings gerade zehn Minuten. Dann endlich – Regen. Türkenregen mit ganz viel Wasser.

Dies war die Feuertaufe für unser angebautes Depot. Seit zwei Jahren stand es bei Regen häufig unter Wasser. Othmar war wütend und verzweifelt, wusste einfach nicht mehr, wo es seinen Weg immer wieder rein findet. Umdenken war angesagt, neue Ideen ausprobieren. Am Dach selbst waren alle möglichen Stellen x-mal geprüft und abgedichtet worden. Blieb jetzt nur noch die Betontreppe selber als Ursache übrig. So legte er dicke Folie darüber und beschwerte alles mit großen Steinen gegen den Sturm. Und siehe da – kein Tropfen Wasser kam mehr in das Depot. Dass die Treppe löchrig ist – darauf muss man erst einmal kommen.

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die Lösung und – juchuu, alles blieb innen trocken

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unser Strizi inspiziert sicherheitshalber sämtliche Ecken

Die Natur dreht ebenfalls durch, meint es ist Frühling, statt sich auf die kalte Zeit und Herbststürme vorzubereiten.

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unsere Rosen – zur Freude der Honigbienen – in voller Blüte

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selbst unser Orchideenbaum sprießt noch einmal

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sowie unser „Neuling“ eine Bougainvillea von unserem Freund Herbert

Zwischendurch mussten wir bürokratische Hürden für unsere Aufenthaltsgenehmigung überwinden. Es wird immer schwieriger, teurer und vor allem kürzer. Doch nun sollte alles passen und wir warten auf die Ausweise für ein weiteres Jahr in der Türkei.

Damit die Langeweile sich nicht einschleichen kann, hab ich mich mit einer neuen Brille herumgeschlagen. Bei Fielmann in Augsburg ließ ich die Augen testen, in Marmaris beim Optiker neue Gläser rein. Leider war am Laptop die Sicht auf einmal verschwommen. Neuer Versuch – nun beim Augenarzt im öffentlichen Krankenhaus. Er misst die Augen, verschreibt andere Gläser. Auch dieser Versuch war erfolglos, das Augenproblem blieb. Nachdem ich wie ein HB-Männchen getobt habe, machte ich einen Termin in der Augenklinik in Mugla. Da stellte sich dann endlich heraus, dass ich nun statt wie bisher  eine Brille für alles nun drei Brillen benötige. Zum Lesen, für den Laptop und das Auto. Ich konnte es nicht fassen. Keiner hatte mich bisher darauf hingewiesen, alles wieder mal nur Fachidioten. Wieder dachte ich an den Spruch meines leider verstorbenen Arztes: „Nur ein intelligenter Patient kann gesund werden“. Aber nun passt alles und erfreulicherweise waren die Optikerpreise in Mugla bei bester Beratung nur halb so teuer wie in der „Touristenstadt“ Marmaris.

14.12. – Neue Stühle für unseren Wintergarten waren überfällig. Die Holzwürmer toben seit Jahren im Rattan-Geflecht und hinterlassen täglich Spuren ihrer zerstörerischen Arbeit. Ich hatte die Nase voll vom Putzen und so plante ich eine Fahrt nach Izmir zu Ikea. Leider sind es immer noch an die 300 km Entfernung einfach. Ich denke, diese Verrücktheit versteht nur wer hier lebt. Bei strahlendem Sonnenschein und eisiger Kälte, die auch bei uns seit einigen Tagen herrscht, startete ich mit Karin und unserem Oldtimer.  Wir hatten eine wunderschöne Fahrt, wenig Verkehr und meine Schutzgeister sorgten für ein gefülltes Lager bei Ikea . Was war ich glücklich, alle Teile für die Stühle waren vorhanden.  Das Auto packten wir bis unters Dach voll, dann drehten wir noch gemütlich unsere Runde im Einkaufszentrum zwischen Tchibo, Deichmann und diversen Klamotten- und Geschirrläden – Großstadt eben.


unglaublich aber wahr – es weihnachtet in Izmir


es fehlte nur noch das leise „Jingle Bells“ im Hintergrund


da staunte ich nun wirklich bei dem „Weihnachtsriesen“


könnte ein türkischer Christbaum sein


nun total gemütlich ohne die Knabbergeräusche der Holzwürmer im Ohr

21.12. – Sonnwend – Wie jedes Jahr eine ausgelassene und vor allem kulinarische Feier mit guten Freunden. Diesmal waren wir 26 Leute, je mehr desto besser. Denn draußen war es ziemlich kalt (nur 6°) und jeder Atemzug mehr wärmte den Wintergarten zusätzlich zu den vielen Kerzen. Auch der Wettergott meinte es gut und wir konnten unter viel Gelächter einen Tanz ums Feuer mit türkischer sowie indianischer Musik machen.


ab heute geht es jeden Tag einen Schritt mehr dem Frühling entgegen, denn die längste Nacht des Jahres haben wir nun vertrieben

24.12. – Gute Freunde geben nicht auf und laden uns „Weihnachtsmuffel“ wirklich an Heilig Abend zum Essen ein. Und so genossen wir bei Karin und Wolfgang in vollen Zügen „Raclette“ und „Fondue“ – danke dafür – .


unser Mitbringsel aus dem eigenen Garten, die Herzen sind allerdings von Ikea


von Wolfgang’s selbst gebautem Weihnachtsbaum bin sogar ich begeistert

Gestern Abend wollten wir uns gemütlich auf den Diwan setzen. Ich zog den Tisch ein bisschen weg und erstarrte! Ein „Skorpion“ saß in Angriffsstellung da. Ich schrie nach Othmar, der kam sofort mit einem Glas gerannt, um den Angreifer zu fangen. Huhhh, das hat geklappt. Die kleine Seele wurde dann allerdings mit einem Axtschlag draußen ins Jenseits befördert. So nah geht einfach gar nicht.

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