Juni – Wasserpumpe, Fallböen

Ich musste nach Marmaris zum Großeinkauf. Schon früh fuhr ich los, da wir seit Beginn des Monats fast täglich die 30 Grad-Grenze erreichen. Leider wollte unser Auto nicht ganz so wie ich. Auf halber Strecke im Waldgebiet sehe ich die rote Warnleuchte, dann klackerte es laut und Rauch stieg vor meiner Scheibe auf. Erst mal rechts ran und Luft holen. Motorhaube auf und mit professionellem Blick erkennen – ja was? Als ich das Kühlwasser kontrollierte war klar, was Sache ist – kein Tropfen Wasser da. Natürlich auch kein Notfallwasser im Auto, was sonst. Also unseren guten Freund Herbert anrufen und um Hilfe bitten. Der meinte dann, dass es wahrscheinlich die Zylinderkopfdichtung ist. Nein, bitte nicht schon wieder. Das hatten wir doch schon mal und das ist richtig teuer. Nachdem das Auto abgekühlt und neues Wasser eingefüllt war, setzte ich mich wieder ans Steuer und fuhr langsam Richtung Marmaris die lange Bergstrecke rauf und runter. Herbert beschützte mich als guter Geist und fuhr gleich hinter mir. Wir schafften es wirklich bis zu unserer kleinen Werkstatt und die kennen unser Auto inzwischen in- und auswendig. Der Meister prüfte alles durch und beruhigte mich – keine Zylinderkopfdichtung, nur die Wasserpumpe. Problem yok – in vier Stunden kann ich  wieder kommen und das Auto mitnehmen. Ich liebe die türkische Arbeitsmoral, denn in Deutschland wäre so etwas undenkbar.

Täglich stellen wir uns mehr auf den Sommer ein. An den Fenstern haben wir den neuen Sonnenschutz montiert und im Wintergarten sind alle Seiten geöffnet. Jeden Windhauch begrüßen wir. Die Nächte sind noch angenehm kühl, so ist es auszuhalten.

Othmar arbeitet jetzt viel an seiner Proa. Die soll ja bald fertig werden und endlich wieder ins Wasser. So ist tägliches schleifen, ausbessern und lackieren an der Tagesordnung.

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8 m Länge wollen bearbeitet werden – doch es gibt schlimmere Arbeitsplätze

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mit Epoxi werden die defekten Stellen erneuert

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so gefällt sie mir schon besser mit neuem Unterwasseranstrich und frisch lackiert

Entspannt wird dann in den Hängematten, denn endlich ist auch meine im Wintergarten montiert. Der Garten muss jetzt schon täglich eine Stunde gewässert werden, dafür explodiert im Moment alles. Der Pflaumenbaum hat uns üppig beschenkt und auch Aprikosen gibt es reichlich.

Kaplumba
Besuch von einer neugierigen kleinen Schildkröte – hos geldin

Käfer
Wie dieser riesige Krabbler heißt, wissen wir noch nicht. Aber wir bekommen in Kürze Besuch von einem Käfer-Spezialisten, der uns dieses Rätsel sicher löst.

Am Dienstag (14.06.) kamen ganz überraschend Regen und Starkwind. Wir waren wohl vorbereitet, da wir immer den aktuellen Wetterbericht verfolgen, doch so richtig glauben konnten wir das nach dieser Hitzewelle nicht. Trotzdem brachten wir alles in Sicherheit. Das Schiff musste abgedeckt werden und sämtlicher Sonnenschutz runtergeholt. Die Sonne ließ sich nicht blicken, doch ein grauer Tag zum Entspannen war auch gut. Leider war der Regen viel zu wenig, dafür waren die folgenden Fallböen von den Bergen heftig. Unsere Tomatenstauden mit den schweren Früchten konnten diesem Wind nicht standhalten und legten sich flach. Ich also am nächsten Tag zu unserem Nachbarn, der gerade sein Haus baut. Baustahl wäre optimal zum festbinden – dachte ich. Doch diese Meinung wurde von den türkischen Arbeitern dort überhaupt nicht geteilt. Der wird viel zu heiß und so geht das gar nicht – meinten sie. Also nagelten sie mir ein „natürliches Holzgestell“ zusammen und schrägten die Bretter unten ab um das Gestell in den Boden rammen zu können. Dann klopften sie noch Nägel rein, damit ich die Stauden hochbinden kann. Bei so viel gut gemeintem Einsatz gab ich nach und die Männer waren glücklich. Ganz schnell nahm ich trotzdem noch ein paar Eisenstangen mit – man weiß ja nie. So kam ich glücklich nach Hause, Othmar rammte das Gestell in den Boden und die Tomaten stehen nun sturmsicher da.

Tomaten
clever sind sie schon – meine Türken

Othmar ist nun täglich am Arbeiten und versucht, die verlorenen Sturmtage wieder reinzuholen.

Glasfaser laminieren
gerade wird mit Glasfaser laminiert – mir stellen sich schon beim Zuschauen die Haare auf

Mittlerweile bewegen wir uns wieder bei 30° und mehr. Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren, der Sonnenschutz ist wieder angebracht. Nicht genug mit der Hitze, ein neues Rezept muss im Backofen ausprobiert werden – Güveç im Tontopf

Güvec
erster Versuch – super lecker

 

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