Juni – Vogelregen, Kalapuna, Orhaniye ruft, Glück gehabt

Endlich hat sich der Sommer durchgesetzt, was bin ich froh. Die letzten Fleece Jacken und Decken sind verräumt, die Ventilatoren stehen bereit für die kommenden heißen Tage und Nächte. Draußen sind die Bauern von früh bis spät dabei, den Ackerboden zu bestellen und zu säen. Auch die Natur ist voll erwacht, vor allem unsere Vögel. Da wir in einem Vogelparadies leben, haben wir natürlich auch eine riesige Kolonie auf dem Hausdach. Von Spatzen über Meisen und viele Arten, die ich gar nicht kenne. Die haben jetzt gebrütet und die „Kleinchen“ fangen an, ihre ersten Flugversuche zu machen. Die letzten Tage hatten wir hier einen richtigen Vogelregen, doch leider haben wir auch Katzen. Ich musste immer wieder zusehen, wie schnell die ungeübten Flieger im Katzenmäulchen verschwanden. Das tut mir wirklich in der Seele weh. Doch so ist die Natur und das Leben, nur die besten Kämpfer überleben. Hin und wieder konnte ich jedoch kleine Erfolge genießen, indem ich meinen Katzen den einen oder anderen Fluganfänger aus dem Mäulchen geklaut habe. Das ging recht gut, denn hungrig sind unsere „Katzenmonster“ ja wirklich nicht. Ich setze die unverletzten Vögelchen dann an einen sicheren Platz auf dem Hausdach und gebe ihnen viele positive Gedanken und Wünsche für ihr weiteres Leben mit auf den Weg. Mehr geht halt nicht, sonst hätten wir hier eine Aufzuchtstation und das würden unsere Monster uns nun sicher nicht verzeihen.

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welch wunderbares Gefühl, dieses kleine Herzchen zu spürenVögelchen2
Dankeschön an Mutter Natur für solch ein Erlebnis, ich bin total berührt

Alle Jahre wieder – unsere „Kalapuna“ musste nach ihrem Winterschlaf zusammengebaut und ins Wasser gebracht werden. Fast zwei Jahre ohne permanente Pflege haben ihr schwer zugesetzt und es gibt Arbeit ohne Ende. Unser Freund Herbert war wie immer hilfreich an der Seite, da sitzen die Handgriffe schon perfekt.

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Strategieplanung

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Herbert kennt jeden Handgriff

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hilfreiche Hände sind immer zu Stelle

Leider hatte der Wettergott kein Einsehen, kaum war Othmar mit dem Schiff im Wasser, fing es an wie aus Kübeln zu gießen.

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Der Regen hielt an, bis das Schiff am Liegeplatz um die Ecke war und wir sahen aus wie getaufte Mäuse. Doch kaum war Kalapuna vertäut, kam die Sonne strahlend vom blauen Himmel. Da setzten wir uns erst mal gemütlich in die nächste Lokanta zum trocknen.

Orhaniye ruft – nach langem Suchen hat es nun geklappt. Wir ziehen im September wieder in unsere alte Heimat zurück. Der Mietvertrag für zehn Jahre ist unterzeichnet, wir überglücklich. Ein Traum erwartet uns – grüne Hölle nach allen Seiten, 3,5 km vom Meer entfernt, endlich wieder Ruhe und Natur pur. Das Haus wurde vor drei Jahren neu gebaut, dann ging das Geld aus. Das passiert hier leider häufig, doch in diesem Fall Glück für uns. Somit können wir Laminat, Türen und Sanitär nach unserem Geschmack aussuchen. Fühlt sich fast an wie selber bauen. Jetzt werden wir dem neuen Häuschen unsere Seele einhauchen und den herrlich verwilderten Garten anlegen.

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am Ende des Tals und doch nah genug für alle Aktivitäten

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in unserem Salon ist viel zu tun, noch liegt das Futterheu herum

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auch hier müssen noch die Handwerker ran

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Meerblick am Horizont – mehr kann man sich nicht wünschen

So schauen wir mit Spannung in die nächsten Wochen und hoffen, dass sich alles zum Guten fügt.

Glück gehabt – gestern habe ich unserem „Mogli“ wieder mal einen kleinen Spatzen abgeluchst. Der schien unverletzt und ich hab ihm erst mal Wasser gegeben. Er genoss und trank, ich überlegte derweil das weitere Vorgehen. Leider hab ich seine Fähigkeiten unterschätzt, er machte zwei Flügelschläge und verschwand hinter dem Kühlschrank und kroch unter den eingebauten Küchenschrank. Ich saß wie die Katze vor der Beute und wartete. Nach einer halben Stunde gab ich auf. Den Rest des Tages kontrollierte ich immer wieder die Stelle, leider nichts. Heute früh der erste suchende Blick, kein Vogel da. Mit meinem ersten Kaffee saß ich draußen und vernahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Haus. Mein kleiner Spatz – putzmunter. Mit Othmars Unterstützung konnte ich ihn endlich fangen, rauf in den Speicher, Fenster auf und wie eine kleine Rakete flog er von dannen. Mein Tag ist gerettet, welch schönes Erlebnis.

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