Dezember – Kälte, Sonnwend, Alltag

Der Ausläufer von „Xaver“ ist durchgezogen, wir können wieder Luft holen und die Sonne genießen. Bis auf null Grad sank das Thermometer und der Wind pfiff um’s Haus. Wer hier lebt, ist immer dankbar, wenn das Zuhause gut isoliert ist und genug Holz zum heizen vor der Tür liegt. Solche Gedanken kennt man in Deutschland einfach nicht, bei uns ist das aber Alltag. Doch jetzt können wir schon wieder im Sonnenschein und T-Shirt die Natur genießen, wie wir es vom Dezember einfach gewöhnt sind.

Der Rasenmäher ist kaputt, somit hatte unser Hausmeisterpaar endgültig die Nase voll und hat wegen Arbeitsüberlastung das Weite gesucht. Nun drohte uns das Unkraut zu verschlingen. Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch – unsere Nachbarn haben sich einen neuen „umweltfreundlichen“ Mäher angeschafft:

Ziege1
Ich füttere sicherheitshalber etwas zu, dass er uns ja lange gesund erhalten bleibt.
Jetzt heißt es bei 15.000 qm Grund nur noch: „In der Ruhe liegt die Kraft“

21. Dezember – Sonnwend. Die Tage werden ab jetzt endlich wieder länger. Auch heuer haben wir den Feuertanz gemacht und die dunkle Zeit verabschiedet. Diesmal hatten wir auch einige englische Nachbarn dabei. Wolfgang kam mit Gitarre und zu später Stunde haben wir aus voller Kehle gesungen und einfach nur Spaß gehabt.

Sonnwend1
die „Feuermänner“ nach gelungener Arbeit

Heiligabend – da steh ich ja gar nicht drauf und hab mich für drei Tage abgesetzt. Othmar musste arbeiten und ich bin zu meiner Freundin nach Hisarönü gefahren. Das ist Urlaub – Weiberratsch vom Feinsten. Doch auch hier holte mich das Weihnachtsfest ganz real ein:

Weihnachtsbaum
„Liebe ist, wenn ein türkischer Ehemann seiner deutschen Frau so einen wunderschönen Weihnachtsbaum vor die Tür stellt“. Das hat sogar mir gefallen.

Im nächsten Jahr möchten wir gerne wieder in unsere alte Heimat Richtung Bozburun-Halbinsel zurückgehen. Gökova ist einfach nicht unser zuhause. Unsere Freunde und Bekannten sind viel zu weit weg. Ich nutzte meine Urlaubstage und erkundete per Fußmarsch Hisarönü und besichtigte ein paar Häuser.

Haus4
ohne viel Phantasie und Arbeitseinsatz ginge hier gar nix

Haus3
„Dornröschenhäuser“ haben einfach eine magische Anziehungskraft auf mich

Haus2
doch sollte der reale Blick nicht mit zuviel Phantasie getrübt werden

Haus1
dies sind meist die ernüchternden Eindrücke hier

Bauwagen
oder einfach umdenken – wie wäre es mit diesem flexiblen Häuschen.
So schön können schnöde türkische Bauwagen sein!

Viel Geduld ist erforderlich bei diesem Vorhaben. Doch Spannung und Vorfreude auf das nächste Abenteuer überwiegen. Ich konnte in dieser kurzen Zeit schon wieder jede Menge neuer Leute kennenlernen und der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.

Bestätigt wurde mir das durch die Begegnung mit diesem „Wunderwerk der Natur“
Chamäleon1

Zufällig überquerte er meinen Wanderweg. Ich nahm mir fasziniert alle Zeit der Welt und der Begriff, „Langsamkeit und Geduld“ gewann eine ganz neue Bedeutung für mich. Vielen Dank du herrliches Chamäleon für diese Erkenntnis.

 

 

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