Ja, nun hat uns der kalte Winter auch erwischt. Hier ist allerdings Kontrastprogramm pur zwischen Poiras (eisiger Nordwind) und Sonne. Gestern früh hatten wir das erste Mal nur 7°. Und in unserer Küche im Haus 14°. Ich stehe da und frag mich frierend, was ich hier eigentlich mache. Diese Frage stelle ich mir allerdings jedes Jahr um diese Zeit, wenn mich beim Aufstehen die Kälteschwaden umschmeicheln. Aber, ich lass mich auch heuer nicht unterkriegen. Also rein in die langen Unterhosen, den Zwiebellook über die kalten Glieder gestreift und schon sieht das Leben wieder besser aus. Mit meinem heißen Kaffee rauf aufs Dach und da ist Sonne pur. Darum leben unsere Türken auch draußen, da ist es nämlich wärmer als in den einfachen Betonkisten. Ich dreh den Kopf der Sonne entgegen und mach erst mal mit meditativer Musik Streck- und Dehnübungen. Meine Laune steigt rapide nach oben und jetzt weiß ich auch wieder, warum ich hier bin. Natur pur, wenig Menschen, Blick aufs glitzernde Meer und viel Sonne. Der Regen lässt uns allerdings heuer im Stich. Nicht dass ich den vermisse mit den heftigen Stürmen. Aber im Dezember alle paar Tage Garten gießen ist nicht normal. Um nun doch etwas deutschen Wärmestandart zu erreichen, wird gleich früh unser Ofen mit Holz geheizt und siehe da, alles nicht mehr schlimm. Anschließend Aufwärmprogramm – Holz hacken, Stämme sägen, reinschleppen. Weiter in der Küche mit Brot backen und Sauerkraut stampfen. Fitness life eben.
Tevfiks neue Motorsäge im Einsatz
Muskeltraining pur, aber warm wird es dabei
hoffentlich ist es bald essbar
Kuschelzeit, wenn der Poiras um die Ecke pfeift
und später dann ein genüssliches Sonnenbad
Not macht erfinderisch
Uns war kalt, richtig kalt. Die Kälte kommt durch unsere Fenster gekrochen – Einfachglas halt. So beschlossen wir, doppelt verglaste Fenster zu fertigen. Beim Schreiner Leisten aus dem Baumstamm zaubern lassen, Rahmen kleben, glasklare dicke Plastikfolie drauf und hoffen.
Nach drei Arbeitstagen war das Werk fertig und …. juchuh ….es funktioniert. Ab sofort haben wir „deutschen Wärmestandard“. So schön kann das Leben sein.
Sonnwend
Was für den einen Weihnachten ist, das ist für uns am 21. Dezember die Sonnwend. Jedes Jahr feiern wir den Übergang zu den länger werdenden Tagen mit Freunden. Banges Warten wegen des Wetters. Klappt das Sonnwendfeuer heuer? Unsere Gebete wurden erhört und der Wettergott war auf unserer Seite und schickte einen wunderbaren Gruss.
Unser Tevfik schlachtete extra zwei glückliche Hühner, die verarbeitet werden mussten.
Ich hab viel gelernt über die Anatomie dieser Federviecher
Nachdem unsere multikulturellen Gäste eingetroffen waren, wurde bei herrlichem Wetter das Feuer entfacht.
Othmar startet mit einer riesigen Rauchwolke, dem Tribut an die letzten Regenschauer.
Aber dann, Flamme empor – die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben…
… geschafft und glücklich verschwitzt.
Nun der schönste Teil – Essen ohne Ende
Herbert filetiert seine Forellen, die er gerade aus dem Räucherofen geholt hat.
Hilde testet in der Zwischenzeit mit Othmar die neue E-Zigarette (scheint eine „Gute Laune Droge“ zu sein).
Bis 23 Uhr konnten wir im Freien sitzen und genossen die mitgebrachten und frisch zubereiteten kulinarische Genüsse: Köfte, Bratwurst und Hühnerteile vom Grill, frische Landhühner aus dem Backofen, frisch geräucherte Forellen, Börek, Gulaschsuppe und viele leckere Salate. Und natürlich Glühwein.
Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Sonnwend und werden die nächsten Tage unseren Kühlschrank von den übrig gebliebenen Genüssen langsam leeren. Ein Dankeschön an den Wettergott und unsere gut gelaunten Gäste.
Jingle Bells
24. Dezember – Unsere Freunde haben uns eingeladen zum Essen. So von „Weihnachtsmuffel zu Weihnachtsmuffel“ – ganz zwanglos. Ohne Baum, ohne Kugeln, ohne Glitzer. Einfach nur schön Essen, weil eine gut genährte Pute geschlachtet werden muss. Unter diesen Umständen war klar, dass wir kommen. Nachdem die Freunde auf halbem Weg nach Marmaris im Wald oben wohnen, haben wir das ausgenützt und sind die paar Kilometer weiter nach Marmaris gefahren. Den dicken Teppich fürs Büro abholen, neue Batterien besorgen, zur Post. Abschluss war dann in unserem Supermarkt Kipa. Rein in die Tiefgarage, raus aus dem Auto, und dann – blankes Entsetzen. Wir werden berieselt mit Weihnachtsmusik, sind fassungslos. Menschenmassen beim Einkaufen. Und Weihnachtsmusik ohne Ende – von „Kling Glöckchen über Jingle Bells“ die ganze Palette rauf und runter. Wir werden oft gefragt, ob unsere Türken Weihnachten feiern? Das Christfest wie wir es kennen sicher nicht. Aber sie lieben alles was bunt ist und glitzert. Die Weihnachtstradition mit Baum schmücken, Kerzen anzünden und Nippes aufstellen übernehmen sie auf alle Fälle gerne. Sogar die Hauptstraße ist mit weihnachtlichen Lichterketten voll. Soviel zum Fliehen vor dem Weihnachtskonsum. Da schützt auch ein islamisches Land nicht, wie wir dann doch schmunzelnd festgestellt haben.