Juli – Çöp-Kater und die Mädel`s

Unser Kater „Sparrow“ ist nun seit über drei Wochen verschwunden. Die letzten zwei Tage war er etwas eigenartig und zurückgezogen, und dann war er weg. Mir blutet das Herz und ich suche immer noch nach ihm. Aber es gibt ja auch sowas wie Schicksal. Ich gehe früh wie jeden Tag zu unserem Nachbarn Tevfik in den Garten, um die Zucchiniblüten zu holen (schmecken traumhaft gebacken aus der Pfanne). Und was sitzt auf dem Tisch? Ein kleiner Kater, höchstens 6-7 Wochen alt. Tevfik hat ihn in der Nacht aus der Mülltonne (Çöp) gerettet, wo er fürchterlich gemaunzt hat. Und was passiert bei mir? Liebe auf den ersten Blick! Tevfik hat Verständnis und Othmar empfängt mich schmunzelnd mit dem kleinen Racker auf dem Arm. Wenn unser Sparrow wieder auftaucht, hat er gleich einen neuen Spielgefährten.

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wer kann diesem Blick wiederstehen?

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Krümel findet dieses „Unding“ allerdings nicht so toll und streikt erst mal

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Ein Bad nach dem Mülldreck muss sein

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Mit diesem zerschundenen Gesicht geht er erstmal als „Zorro“ durch

Unsere Carola ist nochmal mit Freundin Danielle für eine Woche zu Besuch gekommen. Wieder Familie, wieder wunderschön.

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Die Mädel`s sind pflegeleicht und geniessen die Tage des faul abhängens bei uns.

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Und der glückliche Vater geniesst seine Tochter.

Endlich bekommt auch Katerchen einen Namen von Carola verpasst.

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„Mogli“, denn der war ja auch ein Waisenkind und musste sich durch`s Leben schlagen.

Unser Wasserproblem ist heuer das erste Mal richtig akut – wir haben seit vier Wochen keinen Tropfen Dorfwasser mehr bekommen. Gut, dass es einen Traktor gibt, der uns regelmäßig (natürlich gegen Geld) versorgt. Auch das Anmahnen beim Bürgermeister nützt nichts, es gibt halt kein Wasser mehr, so seine Aussage. Richtig wäre, es gibt sehr wohl noch Wasser, aber die cleveren Pensions- und Restaurantbesiter pumpen direkt aus der Dorfleitung das Wasser zu ihren Häusern. Und somit bleibt für uns am Ende des Dorfes natürlich nix mehr. Da heisst es einmal mehr: Reg ich mich auf oder denk ich türkisch? Wir regen uns nicht auf und warten, dass die Touristenmeute bald wieder geht. Danach lösen sich diese Probleme mehr oder weniger von selbst. Das gleiche gilt auch für den Strom, doch da wird jetzt dran gearbeitet und die Transformatoren verstärkt. Endlich wieder über 200 Volt in der Steckdose.

Die Temperaturen liegen jetzt konstant zwischen 35-45°. Regen, was ist das?

Noch eine Geschichte: Unser Dorf soll schöner werden! – laut unserem Bürgermeister zumindest. So begannen vor vier Wochen große Arbeiten an den Straßenrändern. Es wurden Löcher in die jetzt knallharte Erde gehackt (vor ein paar Wochen wäre alles noch feucht und weich gewesen!) und Pflanzen gesetzt. Soweit, sogut! Es wurde aber nicht berücksichtigt, dass kein Autofahrer sieht, daߠalle paar Meter ein Pflänzchen steht. Also, deutsch gedacht und schöne Steinkreise um die Pflanzen angelegt. Das nächste Wochenende kam und wir erstarrten. Die fahren doch glatt mit ihren neuen dicken Autos über die Steine und riskieren Kratzer und Dellen. Nächste Aktion – die Steine werden größer gewählt und weiß gestrichen. Auch Holzpfosten werden dazu gesetzt. Aber – ich glaube mittlerweile, dass viele unserer Türken schlechte Augen haben. Denn es wurde wieder drübergekarrt, auch wenn der Spoiler Macken abbekommt, hauptsache keinen Meter zuviel gelaufen. Das geht dann soweit, dass die Parker die Steine auf die Seite heben, nur um genau da parken zu können.

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Den Vogel schoß aber wieder einmal unser Hotelnachbar ab. Hat er doch glatt einen Traktor kommen lassen und wollte die Steine aufladen. Er braucht ja jeden Meter als Parkplätze für seine Gäste. Aber – er hat nicht mit mir gerechnet. Ich hab das erste Mal hier gebrüllt wie eine Furie, daß den Arbeitern die Steine aus der Hand fielen. Schließlich kam der Chef persönlich und alle wurden laut, natürlich ohne Ergebnis.

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So sieht es ohne Steinschutz aus. Das wollte ein Oleander werden.

Nun kämpft David gegen Goliath. Und wir sind nicht schlecht bis jetzt. Der Bürgermeister wurde informiert und wir sind Dorfgespräch. Die Steinkreise sind wohl etwas minimiert, aber immer noch da. Und – wir haben Nachahmer gefunden 🙂

Kultur in Selimiye – Auch in diesem Monat hatten wir zwei Konzerte in unserer Hausbucht. Und zwar am 21. und 23. Juli. Gespielt hat das Kammer Ensemble aus Berlin, extra dafür eingeflogen. Mit Stücken von G. Rossini, Guiseppe Verdi/La Traviata und Mozart/Die Vertreibung aus dem Serail.  Ihr seht, wir sind voll im Trend.

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